Review Wie das Bridgerton-Sequel „Queen Charlotte“ die Zuschauer:innen erobert

Wie das Bridgerton-Sequel „Queen Charlotte“ die Zuschauer:innen erobert

„Geneigte Leserschaft…“, so heißt es normalerweise in Netflix‘ Bridgerton-Reihe. In diesem sechsteiligen Sequel zum Leben der Königin Charlotte, spielt Lady Whistledown zwar keine Rolle, allerdings müssen Zuschauer:innen nicht auf Geheimnisse am Hofe und in der Liebe verzichten. Bei der Reise in die Vergangenheit dreht sich alles um bereits bekannte Figuren. Im Zentrum: Frauengeschichten. Aber bevor wir zu viel vorwegnehmen, um was geht es in Queen Charlotte eigentlich? Übrigens: Die Serie erhebt keinen Anspruch auf historische Richtigkeit.

Achtung: Dieser Artikel wird Spoiler enthalten. Wer die Serie noch nicht gesehen hat oder nicht gespoilert werden will, kommt am Besten später wieder.

Die Liebesgeschichte von George und Charlotte

Die 17-jährige Charlotte kommt an den britischen Hof, um den Monarchen George zu heiraten. Obwohl es eine arrangierte Ehe ist, verlieben sich die beiden ineinander. Ihre Heirat wird vom Hof als großes Experiment bezeichnet, um die Schwarze und die weiße Bevölkerungsgesellschaft zu einigen. George ist gebildet, freundlich, jung und ein charmanter Gesprächspartner, doch irgendetwas scheint mit dem jungen König nicht zu stimmen. Er verlangt, das sie in unterschiedlichen Häusern leben, zieht sich immer wieder in seine Studien zurück und erzählt er sei lieber Farmer als König. Die junge Königin vereinsamt immer mehr und konfrontiert ihren Mann schließlich mit seinem Verhalten.

Das Leben der jungen Lady Danbury spielt außerdem eine zentrale Rolle in der Serie. Ihre Ehe macht sie unglücklich und sie sehnt sich nach sozialem Aufstieg und Freiheit. Außerdem scheint ihr Leben mit dem von Violet Bridgerton verbunden zu sein. Violet trauert weiter um ihren Ehemann, gesteht jedoch sich nach körperlicher Nähe zu Sehnen. Die Serie zeigt also nicht nur die funkensprühende Honeymoon-Phase eines frisch verliebten Pärchens.

Gegen Ageism: Geschichten von Frauen

Was passiert nach dem „Happily Ever After“? Was wenn sich die Protagonist:innen endlich bekommen? Diese Fragen werden im Sequel beantwortet. Es werden Geschichten von Frauen mit einer Agenda erzählt. Sie sind mehr als Hausfrau, Mutter und Freundin. Violet Bridgerton gesteht beispielsweise, dass sie sich nach Sex sehnt und hat beinahe ein schlechtes Gewissen das laut auszusprechen. Sie versucht ihre Bedürfnisse mit ihrer Freundin zu teilen und zeigt sich gleichzeitig schüchtern bei dem Thema. Das eine Mutter ein sexuelles Bedürfnis hat wird hier jedoch nicht angekreidet. Es regt sich viel eher Mitleid für Violet, dass sie so diskret mit ihren Wünschen sein muss.

Das die Filmbranche mit Ageism, also Altersdiskriminierung, zu schaffen hat ist nichts Neues. Da die Serie aber in großen Teilen in der Vergangenheit der Frauen spielt, ist es jedoch nur ein Anfang um Ageism zu dekonstruieren. Wir sagen: Gerne mehr davon!

Kostüm und Haare: Slay

Das Styling der Kostüme und Haare ist unglaublich. Aufwändige Roben verziert mit Spitze, Glitzer und jeder Menge Farben. Die junge Queen Charlotte trägt ihre Haare mal im Afro, mal hochgesteckt oder in Löckchen. Als Erwachsene hat sie teilweise Rosen in ihre Haare gewebt. Es ist ein wahres Fest für die Augen. Afrohaare finden wenig Repräsentation in Film- und Fernsehen und schon gar nicht in historischen Adaptionen. Dass die Vielseitigkeit von Afrohaaren durch ihre positive Inszenierung eine Aufwertung erfährt, ist bemerkenswert.

Übrigens: Eine Fan-Theorie besagt, das Queen Charlotte immer Kleidung im viktorianischen Stils trägt, um das Gedächtnis ihres geliebten Georgs zu unterstützen. Falls er einen klaren Moment haben sollte, solle er sie gleich wieder erkennen.

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Das Problem mit dem „Colorism“

Die Bridgerton-Serie wurde in der Vergangenheit oft des Colorisms bezichtigt. Colorism bezeichnet das Phänomen, dass Menschen die näher am weißen Schönheitsideal sind, Vorteile haben, etwa dass sie als attraktiver wahrgenommen werden. Es gibt viele Beispiele aus der Serie bei der dark-skinned Menschen schlechter wegkommen, als ihre Schwarzen Kolleg:innen. Beispielsweise wird der Duke von Hastings in der ersten Staffel als regelrechter Bösewicht inszeniert.

Im Spinnoff haben wir ein ähnliches Problem. Lady Danbury ist eine dark-skinned Schwarze Frau und durchlebt jedes erdenkliche Problem. Sie ist in einer unglücklichen Ehe gefangen, scheint nur auf ihren Vorteil am Hofe bedacht und verliebt sich dann in einen verheirateten Mann. Hier kommt viel zusammen. Sie entscheidet sich zwar letztendlich für sich und ihre Freiheit, allerdings bleibt ihre Zukunft ungewiss.

Bridgerton und die Musik

Die Bridgerton-Reihe begeistert Fans mit klassischen Adaptionen von bekannten Hits. Dieses Mal wurde „If I Ain’t got You“ von Alicia Keys mit einem Orchester adaptiert. Ingesamt 74 Women Of Color waren Teil davon.

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