Leadership & Karriere Personal Branding für Menschen, die Personal Branding hassen

Personal Branding für Menschen, die Personal Branding hassen

Ein Gastbeitrag von Zuzu Birkhof

Das Wort „Personal Branding” ist cringe für dich? Damit bist du nicht allein. Wie bei vielen anderen Buzzwords der Business-Welt scheiden sich dabei die Geister. Die einen „branden sich”, was das Zeug hält. Die anderen halten sich vornehm zurück. Auch wenn du eher zur Kategorie der Zweifelnden gehörst und keinen Bock auf Personal Branding hast: am Ende zahlt es sich immer aus. Immer. 

Was ist Personal Branding?

Ganz grob geht es beim Personal Branding um deinen Außenauftritt in seiner Gesamtheit und wie dich andere Menschen wahrnehmen. Eine solche Personenmarke hat jeder, die Frage ist also, ob und wie man sie selbst mitgestaltet. Heute ist eine Personenmarke mehr denn je an das Internet und Social Media gebunden, aber natürlich beschränkt sie sich nicht nur darauf.  Zur Personal Brand gehört alles, was deine Sichtbarkeit und deine Reputation beeinflusst: Die Art und Weise, wie du auf Social Media kommunizierst, deine Website oder ein eigener Blog und natürlich Erwähnungen, Beiträge und Interviews von dir in Medien. 

Viele behaupten, die eigene Personal Brand sei heutzutage ein Muss und zu einem gewissen Grad stimme ich dem zu. Niemand sollte zum Beispiel völlig veraltete Fotos und Informationen über sich auf Social Media stehen lassen. Von Personalerverantwortlichen habe ich schon oft gehört, dass der Eindruck auf LinkedIn mindestens genauso viel zählt wie der Lebenslauf in der Bewerbung. Sich um diese Basics zu kümmern und sie aktuell und ansprechend zu gestalten, ist also auf jeden Fall wichtig.

Und wer braucht das überhaupt?

Darüber hinaus kommt es dann aber sehr darauf an, was man erreichen möchte. Wer selbständig ist und sein Business bekannt machen will (und muss), wird sich wahrscheinlich mehr um seine Personal Brand kümmern müssen, als Festangestellte, die nicht vorhaben, in nächster Zeit ihren Arbeitgeber oder ihre Arbeitgeber:in zu verlassen.

Aber auch dann kann die Personenmarke eine entscheidende Rolle spielen, zum Beispiel wenn du darüber nachdenkst, die Abteilung zu wechseln oder gern für Projekte in einem neuen Bereich zugeteilt werden möchtest. Dich nach außen als Expertin oder Experte auf diesem Gebiet zu positionieren, kann dir dabei helfen, diesen nächsten Schritt zu erreichen.

Menschen, die als Gründer:innen, Unternehmer:innen und CEO aufgrund ihrer Position die Aufmerksamkeit von anderen auf sich ziehen, müssen in der Regel auch mehr für ihre Personal Brand tun. Sie werden oft zu einer wichtigen Stimme ihres Unternehmens und sprechen mit ihrem Außenauftritt ein breites Spektrum an Zuhörenden an: Von bestehenden und potentiellen Kunden:innen über Investor:innen, Journalist:innen, bestehenden Mitarbeitenden und neuen Talenten. Ihre Personal Brand trägt also auch eine ganz schön große Verantwortung.

Warum manche Menschen Personal Branding hassen

Wenn Personal Branding so wichtig ist, warum machen es dann nicht alle? Weil viele Menschen sich bei dem Begriff und allem, was dazugehört, sehr unwohl fühlen. Personal Branding klingt für sie nach Eigenwerbung und Angeberei. Und selbst Startup-Gründer:innen, die eher für Selbstvertrauen und Sendungsbewusstsein stehen, sind gerade zu Beginn ihrer Laufbahn oft etwas ängstlich und wollen nicht negativ auffallen. Und zuletzt natürlich viele Introvertierte, die es in allen Berufen und Positionen gibt und die sich oft ungern in den Vordergrund drängen, sei es im realen Leben oder online.

Gehörst du auch zu denen, die Personal Branding hassen oder zumindest etwas obskur finden? Das ist völlig ok und heißt nicht, dass du nicht trotzdem etwas für deine Reputation und Sichtbarkeit tun kannst (und solltest). Denn eines ist klar: Menschen mögen Menschen, Gesichter, persönliche Eindrücke und Geschichten. Da kann ein Produkt oder ein Unternehmen noch so gut und durchdacht sein, Menschen identifizieren sich einfach eher mit anderen Menschen. Das kannst du dir zunutze machen, und zwar ohne deine Werte zu verkaufen. Und auf Social-Media-Kanälen musst du auch nicht 24/7 aktiv sein. 

Diese Tipps können helfen, mit Personal Branding zu starten, auch wenn du dich mit dem Gedanken an Personal Branding unwohl fühlst:

Streiche den Begriff “Personal Branding” aus deinem Wortschatz

Als Erstes vergiss einfach den Begriff „Personal Branding”. Es geht ganz einfach um folgendes: Du willst gefunden und wahrgenommen werden von den Menschen, die für dich und deine Karriere oder dein Business wichtig sind. Das, was diese Menschen von dir sehen, soll ihnen zeigen, wer du bist und wofür du stehst. 

Ein Beispiel: Bist du als Fotograf:in tätig, dann ist dein Ziel nicht bloß, für Menschen sichtbar zu sein, die neue Fotos brauchen. Diese Menschen sollten im besten Fall auch einen Eindruck davon bekommen, wer du bist, wie du arbeitest und für welchen Stil du stehst. So erhöhst du nicht nur deine Chancen auf neue Kund:innen, sondern vor allem auf neue Kund:innen, die wirklich zu dir passen. Mit denen zu arbeiten dir Spaß macht und die wiederum mit großer Wahrscheinlichkeit auch deine Arbeit zu schätzen wissen.

Dasselbe gilt für dein gesamtes Netzwerk. Denn auch für die Vernetzung mit anderen Fotograf:innen und möglichen Geschäftspartner:innen gilt ja: Du willst wissen, mit wem du es zu tun hast, und wählst danach aus, wer dich als Person anspricht – umgekehrt ist das genauso. Also streich „Personal Branding” aus deinem Wortschatz und denke stattdessen in Kategorien wie Sichtbarkeit und Reputation.

Mit ihrem Unternehmen Business Shoots Berlin verändert Fotografin Zuzu Birkhof die Business-Fotografie. Ihre zeitgemäße, emotionale Bildsprache prägt das Erscheinungsbild von Unternehmerinnen und Unternehmern in Deutschland, darunter Franzi von Hardenberg und Lea-Sophie Cramer. ©Christian Blüm

Niemand muss das Rad neu erfinden

Du musst das Rad nicht neu erfinden, denn es geht gar nicht darum, sofort extrem aufzufallen. Schon gar nicht zu Beginn deiner Personal-Brand-Reise. Es kann sehr helfen, erst einmal zu schauen, was andere machen. Wie stellen sie sich dar? Wie kommunizieren sie, und wie viel? Die Idee dahinter ist weder, andere Personen zu kopieren, noch, genau das Gegenteil von allen anderen zu machen.

Es geht vielmehr um Inspiration und das Ausloten dessen, was dir gefällt. Achte auf deine Reaktion, wenn du dir die Personal Brand eines anderen Menschen anschaust: Vermitteln sie dir ein positives oder ein negatives Gefühl? Teils, teils? So tastest du dich langsam an das heran, was sich für dich gut und stimmig anfühlt.

Ein Beispiel: Du schaust dir das Porträtfoto eines Menschen auf LinkedIn an und überlegst dabei: Ist mir der Mensch sympathisch aufgrund des Fotos? Wenn nicht, liegt es vielleicht am allzu klassischen Outfit? Am strengen Blick? Und wenn er mir sympathisch ist, woran liegt das? Welche Komponenten des Bildes könnten auch gut zu mir passen? Schritt für Schritt bekommst du so ein Gefühl dafür, was Teil deiner eigenen Personal Brand werden könnte. 

Und: Du musst es nicht ganz allein durchziehen! Zieh einen Freund oder eine Kollegin hinzu, der du vertraust. Was finden sie interessant an dir? Was können laut ihnen andere von dir lernen? Dieser Ausblick ist sehr wertvoll und hält oft positive Überraschungen bereit, also probier es gleich aus.

Sei du selbst und versuche nicht, auf Trends aufzuspringen

Lass dich von Trends, auf die alle aufspringen scheinen, nicht verunsichern oder unter Druck setzen. Deine Personal Brand soll nichts zeigen, was nicht da ist, sondern authentisch sein. Wer sich völlig verstellt, wird es in der Regel nicht schaffen, dieses Bild lange aufrechtzuerhalten. Am Ende führt das nur zu Frustration und Enttäuschung auf allen Seiten.

Insofern ist der wichtigste Schritt immer, dich zu fragen: Was gehört zum Kern meiner Arbeit? Was sollten die Menschen wissen, die vielleicht in Zukunft mit mir arbeiten? Was begeistert oder beschäftigt dich? Und natürlich auch: Was ärgert dich oder macht dich traurig?

Versuche gar nicht erst, ein perfektes, ecken- und kantenloses 360-Grad-Außenbild zu erschaffen. Stell dir lieber vor, du möchtest ein kleines Fenster bauen, das einen unverfälschten Blick auf dich, deine Werte, deine Motivation und Arbeit erlaubt. Dabei ist es auch völlig legitim, zum Thema zu machen, dass dich Personal Branding stört. Es gibt da draußen viele Menschen, denen es ähnlich geht und die sich genau davon angesprochen fühlen werden. 

Fang klein an – aber achte auf die Basics

Klein anfangen ist immer besser als gar nicht anfangen. Was klein anfangen für dich  bedeutet, hängt natürlich auch von deinem Business und deinen Zielen ab. Es kann ein guter Start sein, erst einmal nur ein einziges soziales Netzwerk auszuwählen, auf dem du aktiv sein willst. Und hier wiederum reicht es erst einmal aus, Gleichgesinnten zu folgen und Beiträge zu kommentieren, deren Themen dir wichtig sind und zu denen du etwas zu sagen hast. Grundsätzlich kann sich dein Profil auf LinkedIn und Co. erstmal auf das Wesentliche beschränken, genau wie deine (erste) Website. 

Was auch extrem wichtig ist: Sorge dafür, dass deine Fotos aktuell sind, dir gefallen und deine Persönlichkeit widerspiegeln, denn kein noch so durchdachter Post kann den ersten (schlechten) Eindruck wettmachen, den ein unsympathisches oder veraltetes Bild verursacht. Insgesamt gilt „Qualität statt Quantität”. Lieber einzelne strategische Maßnahmen als Gießkanne und Überforderung. 

Einfach mal ausprobieren

Am allerwichtigsten: Probiere einfach die eine oder andere Maßnahme aus und schau dann, wie du dich damit fühlst. Manche Menschen werden von Zweifelnden zu Fans des Personal Brandings, viele aber auch nicht. Selbst Letztere finden aber für sich meist einen guten Mittelweg, ihre Arbeit und Persönlichkeit nach außen zu kommunizieren, ohne dabei ihre Werte zu verraten. Wo dein perfekter Mittelweg liegt, das findest du nur durch Ausprobieren heraus – und das gern ein wenig spielerisch, denn das nimmt dir den Druck und macht im besten Fall sogar ein kleines bisschen Spaß.

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