Innovation & Future Spanien ist das leuchtende Vorbild für fairere Plattformarbeit

Spanien ist das leuchtende Vorbild für fairere Plattformarbeit

Die großen Digitalplattformen erzählen immer wieder dieselbe Geschichte: Sie seien keine Arbeitgeber, sondern nur Vermittler von Arbeit. Das heißt: Mitarbeitende bekommen viel weniger Sicherheit und Sozialleistungen.

Ein Gericht in Spanien hat jetzt laut und deutlich widersprochen, berichtet etwa Bloomberg. Verlierer: Amazon. Die Handelsplattform hatte ein Programm namens Flex angeboten. Menschen lieferten dabei mit eigenen Autos Pakete aus.

Amazon behandelte sie als Selbstständige. Das Gericht hat das als falsch eingestuft. Die Menschen hätten angestellt werden müssen. Mit allen Rechten, die Angestellten zustehen.

Tagelöhner:innen des Digitalen

Dass wir in Zukunft zu so einer Art Tagelöhner:innen des Digitalen werden, ist eine reale Gefahr. Dabei kommt the worst of both worlds zusammen: Unsicherheit wie bei Freelancer:innen und Unfreiheit wie bei Angestellten.

Ein Problem, dass Unternehmen unbedingt vermeiden müssen, wenn sie ihren Ruf schützen wollen. Und eine Herausforderung für die Politik, die solche miesen Praktiken verhindern muss.

Dabei ist Spanien übrigens ein weltweiter Vorreiter. Denn 2021 verabschiedete die Regierung ein Gesetz, das alle Kurier:innen von Lieferdiensten zu Angestellten macht. Amazon stellte das Projekt Flex damals übrigens ein – das neue Urteil ist also rückwirkend.

Grausame Kündigung

Amazon will sich gegen die Entscheidung des Gerichts wehren. Der Lieferdienst Glovo wurde im September schon zu einer Strafe von 79 Millionen Euro verurteilt. „Glovo habe mehr als 10 000 Fahrern nicht die gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsverträge vorgelegt“, schrieb die FAZ.

Die Absurdität und Grausamkeit des Systems zeigte sich vor einem Jahr am Fall des Riders Sebastian Galassi aus Florenz. Er starb beim Ausliefern durch einen Verkehrsunfall. Am kommenden Tag erhielt der Tote seine Kündigung von Glovo per E-Mail, berichtet La Stampa.

Mutterunternehmen von Glovo ist Delivery Hero aus Deutschland. Anders als früher haben die Berliner im Heimatmarkt gar keinen aktiven Lieferdienst mehr.

Die Entwicklungen aus Spanien könnten übrigens zum Vorbild für die ganze EU werden. Zuletzt gab es Zeichen für stärkere Schutzmechanismen, berichtet das Gig Economy Project, trotz massiver Lobby-Bemühungen.

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