Innovation & Future So hat Mark Constantine die Kosmetikkette Lush zum Weltkonzern aufgebaut

So hat Mark Constantine die Kosmetikkette Lush zum Weltkonzern aufgebaut

Niemand hat die Zukunft des Beauty-Biz so früh verstanden wie er: Mark Constantine ist der unangefochtene Branchenvisionär. Wie hat er die Kosmetikkette Lush zum Weltkonzern aufgebaut?

Berlin-Mitte an einem Dienstagnachmittag im September. Nur eine Gehminute von der S-Bahnstation Friedrichstraße entfernt, zwischen Wayne’s Coffee und dem NH-Hotel, befindet sich eine Lush-Filiale. Hinter Glastüren eine recht kleine Ladenfläche. Darauf Tische und Regale mit Produkten der gesamten Farbpalette, die ins Auge stechen und bis auf die Straße zu riechen sind. Hier gibt es Kosmetikprodukte, die man wie Obst und Gemüse drapiert hat. Eine Bar mit frischen Gesichtsmasken, die an eine Frozen-Yogurt-Station im Supermarkt erinnert.

Überall im Laden sind die Versprechen von Lush zu lesen: fresh and handmade. Das Konzept funktioniert in Deutschland seit nun zwei Jahrzehnten. Im August feierte Lush hier 20-jähriges Jubiläum, 35 Filialen wurden bereits eröffnet. Zwar ist Deutschland nicht der Heimatmarkt, hat aber nicht unwesentlich zur Entstehung der Marke beigetragen.

„In erster Linie hat mich Deutschland dazu inspiriert, Lush zu gründen“, sagt Mark Constantine. „Als ich vor 25 Jahren hier war, habe ich all diese wunderbaren veganen und vegetarischen Restaurants erlebt. Das war inspirierend. Ich wollte etwas machen, das zu Europa passt.“ Der Brite hat hier schon früh eine Zukunft gesehen, in der man auf Konservierungsmittel und andere künstliche Inhaltsstoffe verzichtet.

„In erster Linie hat mich Deutschland dazu inspiriert, Lush zu gründen.“

Mark Constantine

Was heute Standard ist, war Mitte der 90er-Jahre revolutionär – und verlangte von einem Menschen visionäres Denken. Als einer der Gründer von Lush und von Anfang an dessen CEO war Constantine die treibende Kraft im schnell wachsenden Konzern. Mittlerweile sind seine Stores auf der ganzen Welt vertreten.

Er hat einen Weltkonzern geschaffen, der anders sein will. Etwa, indem sich Lush als britisches Unternehmen bewusst europäisch zeigt. Als Constantine Lush 1995 in Poole, einer Küstenstadt im Süden von England, gründete, war das Vereinigte Königreich bereits seit 22 Jahren Teil der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, des Vorgängers der EU. Heute allerdings bekommt Lush die Folgen der Politik zu spüren. „Ich hasse den Brexit, hasse, hasse, hasse ihn“, sagt Constantine. Alles sei nun komplizierter als zuvor.

Der 70-Jährige sitzt für das Gespräch vor seinem Laptop, er trägt ein bunt gemustertes Hemd, das er sich gerade neu gekauft hat. Er lacht, wenn er von seinen Kindern und den Vögeln erzählt, die er in den frühen Morgenstunden hat beobachten können.

Vom Friseur-Lehrling zum Seifen-Millionär

Lush will auch anders sein, weil Gründer und CEO Constantine anders ist. Was etwa sein ungewöhnlicher Lebensweg zeigt: Er wurde 1952 im Londoner Stadtbezirk Sutton geboren. Mit gerade mal 16 Jahren wurde er als Teenager obdachlos. Während seines Lebens auf der Straße hatte Constantine einen Wunsch: als Maskenbildner für die BBC arbeiten. Die stellte allerdings für diese Position nur Frauen ein. Also machte er sich auf die Suche nach einer ähnlichen Stelle.

Mit Erfolg: Er konnte im Salon von Elizabeth Arden auf der Bond Street eine Ausbildung zum Friseur beginnen – für schlappe 3 Pfund pro Woche. Dafür traf er dort auf Prominente, darunter David Bowie und Mick Jagger. „Ich durfte ihnen die Haare waschen“, sagt Constantine. Dabei hatte Constantine die ganze Zeit den Wunsch, sein eigenes Ding zu machen. „Wenn ich schon kein Maskenbildner werden konnte, wollte ich meine eigenen Produkte erfinden“, sagt Constantine.

Ende der 70er-Jahre machte er sich also mit seinen eigenen Produkten selbstständig. Wenig später stieß er auf The Body Shop, der damals erst zwei Läden hatte. Der Brite bot Gründerin Anita Roddick seine Produkte an – und sie war begeistert. „Ich wurde ihr größter Zulieferer“, sagt Constantine.

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