Leadership & Karriere Nie ohne mein Team: Wie Hip-Hop den Kampf um Talente entscheiden kann

Nie ohne mein Team: Wie Hip-Hop den Kampf um Talente entscheiden kann

Sind Hip-Hop-Menschen antriebslose Kiffer? Das widerspräche zumindest allem, was wir als Autoren des Standardwerks für Hip-Hop-Erfolgsforschung, „Erfolgsformel Hip-Hop”, aus den Karrieren von Virgil Abloh, Banksy, Jay-Z und Capital Bra gelernt haben. DIY-Spirit und Selbstermächtigung sind die Motoren der erfolgreichsten popkulturellen Strömung unserer Zeit, doch auf der Arbeit bleibt davon offenbar häufig wenig übrig.

Wovon hängt es ab, ob Hip-Hop-Menschen intrinsisch motiviert sind?

Victor Braun erklärte uns, dass er Konzepte so umsetzen will, wie er es für richtig hält – und dass er deshalb neben dem Modelabel VBS auch eine eigene Agentur gründete. Salim, der Manager von Schwesta Ewa, sagte uns auf die Frage, was ihm bei der Arbeit wichtig ist: „Ich habe ein hohes Gehalt, Business Class Trips nach Schanghai und einen garantierten Feierabend aufgegeben, um Handlungsfreiheit zu bekommen[.] Ich möchte Entscheidungen treffen. Das beginnt in den kleinen Dingen: Ich mag Anzüge, aber entscheide gerne selbst, was ich anziehe.” Bei der Kleiderauswahl bleibt er aber nicht stehen: „Ich möchte Vertrauen […] und Raum für Innovationen.”

Eva von The Ambition meinte: „Die Persönlichkeiten der Mitarbeiter:innen sind ein Asset für Unternehmen. Aber […] in vielen Unternehmen ist das individuelle Wirkungspotenzial […] begrenzt – für Frauen ganz besonders. Arbeitgeber:innen sollten die Diversität ihrer Mitarbeiter:innen feiern und zu einem zentralen Teil ihrer Unternehmenskultur machen.”

Diskriminierungserfahrungen hatte auch Salim beschrieben. Kristof  – mit holländischem Migrationshintergrund potentiell auf der Sonnenseite des Lebens – war es sogar am wichtigsten von allen aus der Gruppe, im Beruf „gesellschaftliche Entwicklungen wie Geschlechtergerechtigkeit oder Antirassismus zu unterstützen”.

Auch die Befragten bei Hiphop.de wollten Respekt, Vertrauen, auf Augenhöhe behandelt werden, flache Hierarchien und enge Beziehungen. Vor allem, wenn man zufriedene- mit unzufriedenen Mitarbeiter:innen verglich, wurde klar: Anerkennung scheint ein Schlüssel zu Identifikation und intrinsischer Motivation zu sein. Womit wir wieder bei unserer These aus dem Business Punk Artikel von 2021 ankamen:

„Gang, Gang, Gang”

Die oft so individualistische Hip-Hop-Kultur, in der es um Selbstverwirklichung und -darstellung geht, hat ein kollektivistisches Element, das eine plausible Erklärung der erhaltenen Aussagen liefert. Seit den ersten Tagen, im New York der Siebzigerjahre, gab es Graffiti-Crews, Rap-Crews und Breakdance-Crews. Man unterstützte sich gegenseitig, trat als in den Wettkampf mit anderen Gruppen, bezog Identität aus der Zugehörigkeit.

Hip-Hop-Crews waren an Straßengangs orientiert, ihr Zustandekommen hatte ähnliche Ursachen: Die häufig mit Armut einhergehenden zerrütteten Familienverhältnisse, den rauen Konkurrenzkampf auf der Straße, die Diskriminierungserfahrungen aufgrund von Rassismus und Klassismus. Ebenso wie Straßengangs konnten Hip-Hop-Crews zu Ersatzfamilien werden. Sie wurden selbst für Leute attraktiv, die sonst mit dem Messer durch die Gegend liefen.

Breakdance statt Butterflys, der feuchte Traum eines jeden Sozialarbeiters, verwirklicht von Teenagern, die mit Kreativität und Ambition ihre eigene Kultur erschufen. Vielleicht ist es genau das, was Hip-Hop-Menschen wie wir heute bei der Arbeit suchen, selbst dann, wenn wir das Glück gehabt haben sollten, auf der Sonnenseite des Lebens, ohne Butterflys, groß zu werden: Eine Gruppe von Menschen, die mich akzeptiert, wie ich bin, mich respektvoll behandelt, mich anerkennt und zu mir steht. Finde ich das, bin ich bereit, alles zu geben – darauf deuten die Ergebnisse unserer explorativen Studie mit Kienbaum hin.

Arbeitgeber:innen sollten sich im Kampf um Talente damit befassen, wie sie durch die Vermittlung von Anerkennung und das Einräumen von Freiheiten aus einer Belegschaft ein Team, eine Crew, eine Gang formen können.

Das Whitepaper zur Studie von Kienbaum und The Ambition kannst du hier herunterladen.

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