Life & Style „Jeder hat seine Community, die man direkt vom eigenen Produkt überzeugen kann“

„Jeder hat seine Community, die man direkt vom eigenen Produkt überzeugen kann“

Bewerbungsgespräche sind nie leichtMan präsentiert sich selbst auf dem Silbertablett und sitzt unbekannten Menschen gegenüber, die genau prüfen, ob man zum Team und Unternehmen passt. Dabei dreht sich alles um die richtigen Fragen – und die können manchmal echt abwegig sein. Die perfekte Ausgangslage für Business Punk, um bekannte Persönlichkeiten zum Bewerbungsgespräch einzuladen. Weil wir natürlich super woke sind, duzen wir.

Heute haben wir Jonas Schubert, Sänger der Band OK Kid, eingeladen. Seit 2006 macht Jonas Musik. Erst dieses Jahr erschien das neue Album der Band „Drei“. Außerdem organisiert Jonas das Festival „Stadt ohne Meer“. Mal sehen, ob er im Bewerbungsgespräch überzeugen kann.

Welches Küchengerät wärst du gerne?

Ein Thermomix. Man gibt viele verschiedene Zutaten in das Gerät und im Optimalfall kommt immer die best mögliche Version aller Einflüsse bei raus. Kann aber auch voll daneben gehen. 

Die Zeit hat euch im Jahr 2014 als „Klassensprecher der Generation Y“ betitelt. Wie denkst du darüber?

Ich habe zu Beginn nicht verstanden, was das heißt, weil ich ja nie für eine Generation getextet habe. Klar schmeichelt es uns als Band, wenn sich viele Leute mit unseren Songs identifizieren und damit mit dem, was uns bewegt. Vor acht Jahren war das vor allem, dass man als privilegierter Mensch viele Möglichkeiten im Leben hat und sich nicht festlegen kann. Das lag daran, dass wir ohne krasse Krise groß geworden sind – anders als jetzt.

Wir haben uns sicher gefühlt und hatten die Zeit, uns viel mit uns selbst auseinanderzusetzen. Wie kann ich meine Miete mit Musik zahlen? Bin ich nicht „normal“, weil ich kein Interesse daran habe einen „nine to five“ Job zu haben? Wieso soll ich mich jetzt festlegen, wenn vielleicht noch etwas Besseres auf mich wartet? Das sind die viel beschriebenen Luxusprobleme, die trotzdem verdammt weh tun können. 

Für euer Album „Drei” habt ihr euch von eurem Management getrennt und setzt mehr auf DIY. Was läuft jetzt anders?

Als wir 2012 den Vertrag unterschrieben haben, war die Musikbranche noch sehr hierarchisch aufgebaut: Man hatte ein Label, das hat dir Geld gegeben, du hast Videos gedreht und sie haben auf Promo-Reise geschickt. Die waren wie Gatekeeper: Wir hatten das Gefühl, dass ein Major-Label wichtig ist, damit wir überhaupt wahrgenommen werden. Davon haben wir natürlich auch profitiert.

Nach zwei Alben haben wir als Band gemerkt, dass wir vieles davon nicht brauchen. Wir brauchen kein Label, das unsere Musik bewertet und wir wollten bei dem Album „DREI“ – was den physischen Tonträger betrifft – auch keine Anteile an unserer Musik abgeben. 

Wir wollten stattdessen austesten, was man erreicht, wenn man Merch und Musik nur noch über den eigenen Shop verkauft und nicht über Amazon zum Beispiel. 

Dadurch sind natürlich auch die Margen viel besser und wir können ein qualitativ hochwertiges Produkt zu einem viel besseren Preis anbieten, als wenn erstmal ein Label und dann noch einen Onlinehändler die Hand aufhalten würden. 

Jeder hat seine Community, die man direkt mit dem eigenen Produkt überzeugen kann. 

Was war die letzte Aufgabe, die du nicht sofort lösen konntest?

Wir haben ein eigenes Festival, das heißt Stadt ohne Meer. Und eine Aufgabe, die ich gerne lösen würde ist: mehr Schatten auf dem Gelände zu schaffen. Das geht aber nicht, weil es dort keine Bäume gibt. Vielleicht muss dauerhaft ein Zeppelin in der Schneise von der Sonne fliegen (lacht).

Was würdest du tun, wenn du im Lotto gewinnen würdest? 

Ich glaube, ich würde gar nichts anders machen als jetzt. Ich würde versuchen, weiterhin ein guter Mensch zu sein. Es ist glaub ich ein großer Unterschied, ob du das Geld, das du hast, selbst verdient hast oder einfach nur gewinnst oder erbst. Das käme mir dann so oder wie ein Fremdkörper vor <3.

Wie reagierst du, wenn ein Vorschlag von dir abgelehnt wird?

Dann hinterfrage ich, ob das „Nein” als Antwort gerechtfertigt ist oder nicht. Wenn ich der Meinung bin, das „Nein” ist verhandelbar, dann versuche ich alles, dass aus dem „Nein” ein „Na Klar” wird. Gerade in Deutschland wird ein „Nein“ schneller ausgesprochen als ein „Ja“. Das ist ein generelles Problem. Ich würde mich freuen, wenn es bei Vorschlägen anders rum wäre, damit neue Sachen entstehen können.

Ich weiß aber auch, dass Menschen in anderen Arbeitssystemen ein „Nein“ eher akzeptieren müssen, als wir, die zum Glück überwiegend unabhängig arbeiten dürfen. Wichtig ist aber auch, nicht aus einem gekränkten Ego heraus, bei Ablehnung eines Vorschlags, direkt zur Gegenoffensive auszuholen. Wenn mein Vorschlag nicht gut ist, dann soll er bitte abgelehnt werden. 

Mal angenommen, es geht hier um eine Stelle als Projektmanager. Welche Skills bringst du mit? 

Ich habe mir bewahrt, auf Situationen oder Areitsmechanismen immer von der Vogelperspektive zu schauen. Egal, wie tief ich selbst im Projekt involviert bin. Ich denke eigentlich immer recht impulsiv und kann sehr schnell Probleme einordnen und Entscheidungen treffen. 

Ich bin aber sehr schlecht darin, mich bei Projektarbeiten mit nervigen Details zu beschäftigen. Da fehlt mir die Ruhe und Aufmerksamkeit. Heißt in meinem Fall: Ich setze mich nicht an den Rechner und ich gebe mir keine Exel-Tabellen. Das kann ich einfach nicht. Muss ich auch nicht. Das zu akzeptieren, hat aber auch lange gedauert. 

Dann weiß man ja direkt, woran man bei dir ist. Was ist der größte Unterschied zwischen dir als Business-Person und dir als Musiker auf der Bühne?

Ich versuche morgens Mails zu machen und Sachen zu organisieren und zu strukturieren und nachmittags nur noch Musik zu machen. Der Business-Gedanke sollte niemals die Musik belasten. Der Kreativprozess sollte frei von strategischen Kalkülen sein, wie zum Beispiel, dass ein Song nur 2:30 Minuten gehen soll. 

Wenn wir zu dir zum Abendessen kommen würden, was würdest du kochen?

Ich würde ein Rezept von Ottolenghi nachkochen mit gesunden Fetten und ohne Fleisch und es noch verfeinern. Ich habe immer den Anspruch, Dingen noch meine Note zu verleihen. Vielleicht wird es dadurch auch schlechter, aber egal.

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