Leadership & Karriere Wie eine Pizza dieses Paar dazu brachte, eine Agentur zu gründen

Wie eine Pizza dieses Paar dazu brachte, eine Agentur zu gründen

Paulina Schumann und Pascal Fiedler haben gemeinsam die Agentur Charles & Charlotte gegründet, kurz C&C, die auf Social-Media-Performances spezialisiert ist. Gäbe es ein Buch über Paradebeispiele von Gründungsgeschichten, ihre Story würde darin auf jeden Fall einen Platz finden. There we go:

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Neapel: In der Nähe vom Hafen und der Piazza Santa Maria la Scala befindet sich in einer Straße aus Pflastersteinen ein großes gelbes Gebäude, auf ihm das Schild: Pizzeria. Davor: eine ewig lange Menschenschlange. Laut Tripadvisor gibt es hier, bei „L’antica Pizzeria da Michele“, die beste Pizza der Welt. Davon wollten sich auch Pascal und Paulina während ihres Urlaubs überzeugen. Wie beim Bürgeramt zogen sie eine Nummer, standen fünf Stunden in der Schlange, vertrieben sich die Wartezeit mit Drinks, lasen die Speisekarte und stellten fest: Viele Gedanken darüber, welche Pizza sie essen wollen, müssen sie sich nicht machen. Es gibt nur eine Sorte und die heißt Margherita – die simpelste Pizzakomposition von allen. Nach der Verwunderung, kam bei Pascal und Paulina die Erkenntnis: „Uns wurde klar, dass die Pizzeria zwar nur die Sorte Margherita anbietet, dafür aber die allerbeste der Stadt“, sagt Pascal. „Wir wollten dann auch in etwas die allerbesten sein und haben unsere Agentur gegründet”. Der Sprung von der Pizza Margherita bis hin zu der Idee einer Agentur, wirkt von außen betrachtet groß, doch für Paulina und Pascal lagen die Sachen nahe beieinander. Ihr Ansatz, analog zur Pizza Margherita: social only.
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Die Idee stand. Doch wie und wo anfangen? Ganz einfach: Kaltakquise – oder fancy ausgedrückt: Cold Calls. Pascal und Paulina gingen auf die Webseiten von Firmen, riefen sie an und fragten nach, ob sie Social-Media-Kampagnen für sie umsetzen dürften. „Einer Firma sollten wir dann ein Angebot und unsere Webseite zuschicken. Da wussten wir, was unsere nächsten Steps waren“, sagt Paulina.
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Bei einer Flasche Rotwein erstellten die beiden Gründer:innen provisorisch eine Homepage und eine Facebook-Gruppe mit all ihren Freund:innen. Ein Name für die Agentur musste her. Paulina und Pascal listeten zehn Vorschläge auf und ließen die Gruppe über die Namensgebung entscheiden. As we can see: Charles & Charlotte hat gewonnen. Klingt gut und macht neugierig. Man möchte wissen, was hinter dem Namen steckt. Die Anekdote zur Gründung haben Paulina und Pascal sicher – und damit schon den zweiten guten Conversation-Starter, neben der Pizza. All das war 2019. Rund 300 Euro brachte ihnen ihre erste Kampagne ein.
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Heute steht hinter C&C ein 25-köpfiges Team. Kund:innen sind unter anderem Beiersdorf, Jägermeister und Stepstone. Ihr Jahresumsatz ist siebenstellig. Weit über 300 Euro hinaus. Die Kernkompetenz der Social-Media-Agentur? 9:16-Produktionen. Der Trend auf Social Media geht hin zu Video. Um schnell auf Internet-Trends für ihre Kund:innen reagieren zu können, haben Paulina und Pascal neben der Agentur einen eigenen Creators-Hub gegründet. Schnell und smart – so lautet die Devise der beiden Gründer:innen, keine Produktionen mit viel Anlauf. Mit Kund:innen haben sie WhatsApp-Gruppen, in denen sie Sachen fix besprechen könen. Freigaben gibt es keine, dafür aber monatliche strategische Calls mit den Kund:innen. Was ist gut gelaufen? Was sagt die Community? Wer überhaupt Kund:in wird, das entscheidet das Team demokratisch. Anfragen gibt es reichlich.
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Für Pascal ist das Agenturleben und die Betreuung von Marken nichts Neues. Er arbeitete in Düsseldorf, London und Berlin. Bei Firmen wie Red Bull, in den Agenturen AMV, BBDO und AKQA. Dort sammelte er erste Erfahrungen, lernte das Agenturleben kennen. Und auch, dass Buchstabenabkürzungen als Namen ein gutes Ding bei Agenturen ist. Das hat sich C&C direkt abgeschaut.
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Co-Founderin Paulina hat anders als ihr Partner in Crime keinen Agentur-Background. Sie arbeitete zuvor am Hamburger Hafen als Kapitänin, steuerte Schiffe, bot Hafenrundfahrten an. Während ihres Studiums der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Universität der Künste in Berlin, merkte sie jedoch schnell, dass sie kreativ arbeiten möchte. Heute ist sie bei C&C für den Bereich Konzept und Kreation verantwortlich.
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BTW: Das hier ist das Lieblings-Meme von Paulina.
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Pascal ist eher Fan von Yoda-Memes. „Die lassen sich auf alles anwenden, auch im Arbeitsalltag. Zum Beispiel: ‚Auftrag freigeben du musst‘ oder ‚Bewerben du dich sollst’“. Nachdem diese zwei wichtigen Fakten geklärt sind – weiter in der Gründungsstory…
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Da das erste Büro von C&C eine kleine Ein-Zimmer-Wohnung war, die Aufträge aber immer mehr wurden, war es dieses Jahr an der Zeit für ein richtiges Office, in dem das gesamte Team Platz findet. Statt in ein Loft zu ziehen, wie viele andere Startups, entschieden sich Pascal und Paulina für eine ehemalige Shisha-Bar in Berlin Neukölln. Maklerglück –– vergilbt, versehen mit Ikea-Spiegeln, inklusive dem Geruch vom kalten Rauch, so beschreibt Paulina den Anfangszustand der Immobilie, die heute ein schickes Büro ist. „Es hatte so einen ganz eigenen Charme“, sagt sie. „Für uns deswegen ein Volltreffer.“
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Auch was das Arbeiten in der Agentur selbst betrifft, klingt alles wie aus einem Startup-New-Work-Märchenbuch: keine Hierarchien, flexible Arbeitszeiten, remote, Urlaub so viel man will, wöchentlicher Stammtisch, Therapy-Sessions, bei denen Fehler und Learnings geteilt werden, Inspiration-Meetings, Free Breakfast, gemeinsamer Urlaub einmal im Jahr, Dusche im Office, falls man in der Mittagspause mal joggen gehen möchte – Period-Off-Days und Regeln gegen Sexismus und Rassismus. Heißt, gendern in allen Texten und kein Sex Sells. Viele Benefits für das Team. „Kreativität kann man nicht steuern“, sagt Pascal. „Wir glauben, wenn du frei bist, machst du die beste Arbeit und genau das brauchen wir.“
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Wo die beiden Gründer:innen noch Entwicklungspotential in ihrer Agentur sehen? Pascal beim Hiring, Paulina bei den internen Prozessen. „Wir müssen uns besser organisieren, ohne aber auch Freiheiten einzuschränken. Da sind wir dran“, sagt Paulina. „Und wir müssen mehr Werbung für uns machen. Wenn du keine Marke aufbaust, wollen auch keine Leute bei dir arbeiten. Das ist ein großes Learning von uns.
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Die Ziele für dieses Jahr haben C&C natürlich auch schon definiert: Wachstumsschmerzen vermeiden. „Wir wollen darauf achten, dass unsere Kultur nicht verloren geht und unser Team weiterhin inspiriert bleibt, damit es bei uns bleibt“, sagt Paulina. Und natürlich: Marktführer werden. Das streben die beiden Gründer:innen an.
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Was ihnen noch wichtig ist? Last but not least: GIRLS, GIRLS, GIRLS. „Wir brauchen mehr Frauen und Respekt ihnen gegenüber in der Branche“, sagt Paulina. „Die Welt ist sehr männerdominiert. Es kommt vor, dass ich zu Terminen nicht eingeladen oder in Mails CC gesetzt werde. Nicht oft. Aber es passiert. Und das darf nicht sein.“

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