Innovation & Future Diese Gründer:innen vereinen Plattformwirtschaft und Kunstwelt

Diese Gründer:innen vereinen Plattformwirtschaft und Kunstwelt

Ab in den Süden

Anderer Standort, gleiche Energie: 600 Kilometer südwestlich von Berlin, im schwäbischen Stuttgart, gibt es drei junge Gründerinnen, die ebenso kunstbegeistert und ambitioniert sind wie die Jungs aus Berlin. Denn Alice Würtz, Coco Hannemann und Dalvin Gill haben Floox ins Leben gerufen, eine Plattform für Online-Kunstkurse. Die Mission: Künstlerinnen empowern, indem diese Kunstinteressierten ihre Kunst lehren.

Der große konzeptionelle Unterschied zu Super Super Markt: Hier werden also nicht die Kunstwerke an sich verkauft, sondern quasi als Vorlage angeboten, um eigene Kunstwerke zu erstellen.

Die Idee kam Hannemann, als ihr Bruder ihr einen Goldschmiedekurs schenkte, den er selbst organisiert hatte. „Wir konsumieren jeden Tag so viel. Handwerklich gemeinsam Schmuck herzustellen war da eine super Abwechslung“, sagt Hannemann. Sie wollte mehr aus der Experience rausholen und entschloss sich, eine eigene Plattform für genau solche Angebote zu gründen. „Wie schön ist es, das fertige Produkt nicht nur zu kaufen, sondern von Künstlerinnen zu lernen und sich ein eigenes Produkt zu schaffen“, sagt Hannemann.

Gemeinsam mit ihren Co-Gründerinnen Alice Würtz und Dalvin Gill organisierte sie also physische Workshops von Künstlerinnen in Stuttgart. Doch kurz danach traf sie die Pandemie. Die Gründerinnen mussten umdenken, also verlagerten sie ihre Workshops ins Digitale: Floox war geboren.

„Es ist einfach eine Lernreise.“

Dann der Aufbau des Unternehmens: Logistik, Steuer, Scouting, Kreativprozesse – alle waren für alles gleichzeitig verantwortlich. „Es ist einfach eine Lernreise“, sagt Würtz heute. Denn Würtz und Hannemann kommen nicht direkt aus der Kunstszene, sondern aus der Mode und Designwelt. „Ich hatte eine hohe emotionale Bindung zu meinem vorherigen Job, aber ich wusste, dass ich gemeinsam mit Coco gründen will. Es hat Mut gebraucht, aber war richtig“, sagt Würtz.

Seit Anfang 2021 arbeitet Hannemann Vollzeit für Floox, Würtz seit August 2021. Gill entschied sich zu Beginn der Pandemie, das Startup zu verlassen. Seitdem bauen Hannemann und Würtz Floox als Duo weiter aus.

Die Plattform selber kann man sich dabei wie einen klassischen Kurskatalog mit 15 verschiedenen Onlinekursen vorstellen. Mit im Angebot: Acryl, Aquarell, Hand-Lettering, Töpfern. Geplant sind außerdem Sessions zu Schmuck oder Kerzenziehen. Entscheidet sich die Kundin für einen Kurs, bekommt sie anschließend das entsprechende Materialkit nach Hause geschickt.

Digitale Kunstsession aus Perspektive der Floox-Kundin

„Wir setzen auf ein klassisches Payper-Use-Modell“, sagt Würtz. Das Besondere: Der Kurs findet nicht etwa live über Zoom statt, sondern wird von der jeweiligen Künstlerin zuvor als Video aufgezeichnet und kann so jederzeit abgespielt werden. Schritt für Schritt. Hat etwa Anbieter Artnight vor der Pandemie mit teilweise riesigen Gruppenveranstaltungen und Events den Markt abgeräumt, ist das Floox-Konzept in erster Linie mehr auf das Erleben zu Hause ausgerichtet.

Hannemann und Würtz erzählen, dass die Künstlerinnen dabei allesamt unterschiedliche Backgrounds hätten. Es käme den Gründerinnen nicht auf eine bestimmte Ausbildung an. Das Hauptauswahlkriterium sei tatsächlich „Leidenschaft“. Einige seien noch im Studium, andere seien hauptberuflich oder auch nebenberuflich in der Kunst.

„Die einen stellen in Galerien aus, verkaufen ihre Kunst bereits online und haben ihr eigenes Atelier, andere sind noch am Anfang ihrer Karriere“, sagt Hannemann. Würtz ergänzt: „Viele machen die Kunst für sich und wagen erst mit Floox den Schritt, ihre Kunst in Kursen mit anderen zu teilen.“ Bevor die Künstlerinnen Teil von Floox werden, führen die Gründerinnen eine Art Scouting in Vorgesprächen durch. „Wir wollen Künstlerinnen, die für ihre Kunst brennen und dazu bereit sind, ihre Kunst anderen beizubringen“, sagt Hannemann. Sie sagt, dass sie und Würtz darüber hinaus vorab die Rolle der Kundinnen einnehmen würden, um alle Kurse zu testen.

„Floox gibt mir die Möglichkeit, meinen eigenen Zugang zur Kunst zu teilen und damit andere zu ermutigen.“

Für alle Künstlerinnen ist Floox ein weiteres Standbein – die etwas andere Einnahmequelle. „Floox gibt mir die Möglichkeit, meinen eigenen Zugang zur Kunst zu teilen und damit andere zu ermutigen, ihr Ding zu machen“, sagt Eva-Maria Janson. Seit 2021 arbeitet sie hauptberuflich für eine Agentur und geht ihrer Kunst nebenberuflich nach. Glücklicherweise könne sie ihre künstlerischen und kreativen Ansätze gut in ihre Agenturarbeit integrieren, sagt sie.

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