Productivity & New Work Lunia Hara: „Es sollte bei Offenheit nicht um Autorität, sondern um Vertrauen gehen“

Lunia Hara: „Es sollte bei Offenheit nicht um Autorität, sondern um Vertrauen gehen“

Was rätst du Führungskräften, die Angst haben, durch Offenheit an Autorität zu verlieren?

Es ist ja nur eine geglaubte Autorität. Ich möchte nicht die Autorität haben, die Leute mir in der Kaffeeküche vorspielen und hinter meinem Rücken was ganz anderes erzählen und in Wahrheit eine andere Meinung von mir haben.

Es sollte bei Offenheit nicht um Autorität, sondern um Vertrauen gehen. Autorität ist nur ein hierarchisches Denken. Ich wäre dumm zu glauben, dass mein Team mich nicht durchschaut, wenn ich ihnen etwas vorspiele. Da kann ich auch gleich offen mit meinen Schwächen umgehen.

Wenn jemand Offenheit einführen möchte im Unternehmen, wie macht die Person das am besten?

Regelmäßige Gespräche sind gut, das schafft Verbindlichkeit und Vertrauen. Wenn ich meine Führungskraft immer nur alle paar Monate zu sprechen kriege, schafft das keine Vertrauensbasis. Das andere ist mit einfachen Dingen anzufangen, zu fragen, wie es dem Team geht oder sich Sachen aus vorherigen Gesprächen zu merken, aufzugreifen und da nachzuhaken.

Ich muss die Gespräche auch nicht in großer Runde machen zu Beginn. Ich kann Offenheit auch erst mit den Mitarbeitenden üben, zu denen ich schon eine Beziehung aufgebaut habe.

Wann wird Offenheit zu viel?

Wenn ich noch keine Beziehung zu der Person aufgebaut habe. Dann können Erzählungen über private Angelegenheiten schnell aufdringlich wirken. Jede Person definiert Offenheit anders und an diesen individuellen Auffassungen müssen sich Führungskräfte in Gesprächen mit einzelnen Teammitgliedern halten und dementsprechend Grenzen akzeptieren.

„Ich möchte nicht die Autorität haben, die Leute mir in der Kaffeeküche vorspielen.“

Lunia hara

Und in Bezug auf das Unternehmen?

Ich bin immer für Transparenz, auch wenn es im Unternehmen mal nicht gut läuft. Es sickern immer Informationen durch. Das führt dann zu Unruhe, dann machen sich Mitarbeitende Sorgen um den Job, um das Gehalt, um ihre Position. Das Management muss in solchen Fällen transparent sein, indem es sagt: ‚Wir wissen von dem Problem und arbeiten an einer Lösung.‘ Dann können Mitarbeitende sogar mit in die Lösung gehen.

Ein Bereich, in dem Offenheit eine wichtige Rolle spielt ist Social Media. Du bist selbst Linkedin-Top-Voice: Wie offen sollte man bei seinen Linkedin-Postings sein? Sollten sie Tagebucheinträgen ähneln?

Auch das muss jede Person für sich entscheiden. Ich lese manchmal Beiträge, bei denen ich mich frage, ob das auf der Plattform richtig aufgehoben ist. Sehe dann aber, dass es eine Zielgruppe dafür gibt. Und dann hat es auch seine Daseinsberechtigung. Das ist das Tolle an Offenheit: Du findest schneller und leichter Gleichgesinnte.

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