Leadership & Karriere Vom Hockeyspieler zum Verlagsmanager: Sind Ex-Profisportler:innen die besseren Unternehmer:innen?

Vom Hockeyspieler zum Verlagsmanager: Sind Ex-Profisportler:innen die besseren Unternehmer:innen?

Athlet, Gründer, Unternehmer: Der Hamburger Andreas Arntzen hat schon früh als Hockeyprofi den doppelten Karriereweg eingeschlagen – und sich so nicht nur als Sportler einen Namen in der Welt gemacht.

Grüner Kunstrasen, 91 Meter lang, 55 Meter breit. An beiden Enden jeweils ein Tor. Zwischen ihnen tummeln sich 22 Männer. Zwei von ihnen sind dick eingepackt. In Schutzkleidung: Helm, Halskrause, Brustschutz, Handschuhe, Hosen mit Kunststoffplatten, Schienbeinschoner. In der Hand ein Schläger. Die einzige Mission: verhindern, dass der Ball im Tor landet.

Jahrelang sah so der Alltag von Andreas Arntzen aus. Der gebürtige Hamburger war Hockeytorhüter beim Harvestehuder Tennis- und Hockey-Club sowie deutscher Hockey-Nationalspieler. Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her. Doch auch wenn man seine volle Hockeymontur nicht mehr zu Gesicht bekommt, zumindest seinen Schläger bringt der 54-Jährige mit zum Fotoshooting auf den Platz seines Heimatvereins in Eimsbüttel, wo er 15 Jahre lang fast täglich die massive Torwartausrüstung anlegte.

Helm, Schienbeinschoner und Co hat Arntzen schon lange durch Hemd, Jeans und Sneaker ersetzt. Manchmal, zu ganz bestimmten Anlässen, zeigt er sich auch im Sakko. Denn Arntzen – 1,95 Meter groß, das grau-weiße Haar zurückgekämmt, das Hemd leicht aufgeknöpft und mittlerweile leidenschaftlicher Golfspieler – ist Verlagsmanager. Ein verdammt erfolgreicher obendrein. Seine Vita kann sich mehr als sehen lassen: Gründer der Online-Partnerschaftsvermittlung Parship, der Internetradioplattfom Radio.de sowie der Audio-Branding-Agentur Wesound.

Aktuell ist er Chef des Wort & Bild Verlags – und damit der Mann, der unter anderem die „Apotheken Umschau“ unter die Menschen bringt, mit knapp zehn Millionen Exemplaren das zweitauflagenstärkste Magazin Deutschlands. (Arntzen nennt sie selber liebevoll „Rentnerbravo“.) Der Wort & Bild Verlag erreicht nach eigenen Angaben monatlich rund 30 Millionen Menschen in Deutschland.

Sind Sportler:innen im Anschluss die besseren Unternehmer:innen?

Man muss sagen: eine beeindruckende Karriere, die da einst vor dem Hockeytor begann. Vermutlich hat der Profisport früh einen Kämpfer aus Arntzen gemacht, einen, der immer weiter nach vorne prescht und lernt, Niederlagen wegzustecken. Der parallel zum BWL-Studium an der Hockey-WM teilgenommen hat. Wenn man sich Arntzens Verdienste so anschaut, formuliert sich eine naheliegende Frage im Kopf: Sind Sportler:innen etwa im Anschluss die besseren Unternehmer:innen? Ja, sagt Thomas Berlemann von der Deutschen Sporthilfe. Dazu gleich mehr. Doch vorher betrachten wir Arntzens Weg noch einmal genauer – als Fallstudie.

Dafür ein Blick zurück in die 70er-Jahre. Arntzens Vorbild war seine ältere Schwester, die ebenfalls Hockey spielte. Der neunjährige Hamburger wollte in ihre Fußstapfen treten und fand damals auf Anhieb seinen Platz im Hockeyteam. „Ich habe einfach das Glück gehabt, von Anfang an in einer attraktiven und starken Mannschaft zu spielen“, sagt Arntzen heute. Mit 16 Jahren lief er das erste Mal in der Herrenmannschaft auf, über die er für die deutsche Nationalmannschaft nominiert wurde. In den 90ern war Arntzen am Höhepunkt seiner Hockeykarriere. „Wir haben mit der Mannschaft quasi alle Titel gewonnen, die man gewinnen kann“, sagt er.

Die Liste der Erfolge ist tatsächlich lang: Europapokalsieger der Pokalsieger 1995, Deutscher Meister Halle 1994 und 1996, Deutscher Meister Feld 1996 und 1998, 1997 und 1998 dann Europapokalsieger der Landesmeister Halle, Deutscher Pokalsieger 1997. Nicht zu vergessen: vierter Platz bei der Weltmeisterschaft 1994 in Sydney. Doch Arntzen sagt, dass er selbst damals zu keinem Zeitpunkt nur Hockeyspieler war.

Nach der Schule und neben dem Profisport studierte er Betriebswirtschaftslehre in Hamburg. Bereits mit 19 Jahren gründete er zum ersten Mal ein Unternehmen. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Christian Blunck eröffnete er einen Sportfachhandel für Hockeybedarf. Daraus wurden bald darauf gleich vier Läden, nicht mehr nur in Hamburg, sondern auch in Berlin, Düsseldorf und Rüsselsheim. „Das mit den Geschäften hat schnell eine Eigendynamik angenommen“, sagt Arntzen. „Der Spaßfaktor war definitiv die Basis für unseren wirtschaftlichen Erfolg.“

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