Innovation & Future Spotify: Wie viel von deinem Abo-Geld landet bei den Artists?

Spotify: Wie viel von deinem Abo-Geld landet bei den Artists?

Die Redakteur:innen haben also einen großen Einfluss. Wie arbeiten sie?

Sie entwickeln zum einen redaktionelle Pläne, um eine bestimmte Nutzungssituation zu bedienen. Klassisches Beispiel wären Newcomer-Playlists für eine bestimmte Musikrichtung, etwa „Deutschrap brandneu“. Dann gibt es aber auch Zielgruppen wie die Gen Z, die nicht mehr so sehr bestimmte Genres hört. Um ihnen gerecht zu werden, entwickeln die Redakteurinnen und Redakteure bestimmte Hypothesen. Etwa für unsere neue Playlist „Me Right Now“, die Songs verschiedener Genres kombiniert.

Die Hypothese unserer Redaktion war: Diese Gruppe will Musik, die auf Social Networks stattfindet. Von urbanem Rap bis hin zu emotionalem Elektropop. Dann schauen wir, wie gut die Auswahl ankommt.

Was bedeutet, dass sie ausgiebig gehört wird?

Es steht sogar noch mehr dahinter. Ob sie viel gehört wird, können wir ja mit beeinflussen, wenn wir die Playlists etwa auf der Startseite platzieren. Wir schauen auch nach weiteren Kennzahlen. Wie lange hören die Menschen die Songs, wie viele speichern sie in ihrer Bibliothek, wie oft geben sie ein Like. Das können die Redakteur:innen einsehen.

Aus wie vielen Menschen besteht diese Playlist-Redaktion?

Fünf für den deutschsprachigen Markt. Global sind es über 100.

Ihre Identitäten sind geheim. Warum?

Wenn jeder die Namen und Telefonnummern hätte, könnten sie versuchen, die Kolleg:innen zu beeinflussen. Und wenn es nicht klappt mit der Platzierung in der Playlist, gibt es ja durchaus emotionale Reaktionen oder Unmutsbekundungen. Davor wollen wir sie schützen.

Angenommen, ich bin 18 Jahre alt und will Playlist-Redakteur:in werden. Was muss ich tun?

Bewerben! Man sollte natürlich Leidenschaft für Musik mitbringen. Fairerweise muss man sagen, dass es auch ein datengetriebener Job ist. Auch wichtig ist also Interesse, in diese Datenbanken zu gehen, Analysen anzuschauen und laufend zu optimieren.

Nehmen wir das Beispiel einer Playlist für unter der Dusche: Wenn ein Song die Leute dazu bringt, das Wasser abzustellen, ist er vielleicht nicht passend fürs Duscherlebnis. Dann nehmen wir den raus. Letzten Endes braucht es die linke und die rechte Gehirnhälfte: Kreativität und Datenanalyse. Eine Ausbildung für diesen Job gibt es nicht. Wenn man aber zum Beispiel vorher DJ war, hilft das. Dann kennt man das Arbeiten mit Hypothesen und schaut, wie gut Songs ankommen. Man sollte die Zielgruppe also gut kennen und gesellschaftliche Entwicklungen verfolgen – auch unabhängig von Musik.

Die Hypothesengrundlage für die neue Playlist „Me Right Now“ ist fast eine Doktorarbeit. Da sind Studien zur Generation Z drin und unsere Auswertungen, was die Leute auf Spotify hören. Da steckt viel Arbeit drin, viel Recherche. In dieser Hinsicht arbeitet die Redaktion ganz ähnlich wie Journalist:innen. Vor 30 Jahren hätte man das noch mit Bauchgefühl entschieden. Durch die Daten ändert sich das.

Was sind konkrete Ziele, die Sie dem Playlist-Team setzen?

Zunächst einmal, die Nutzung unserer Plattform zu maximieren. Andere Ziele sind eher redaktionell. Zum Beispiel bei Diversity-Playlists. Wir haben die Liste „Equal“, mit der wir weibliche Artists fördern. Denn da gibt es traurigerweise immer noch ein Missverhältnis. Frauen sind weniger vertreten als Männer. Wir möchten fördern, dass sich etwas verändert.

Und schließlich wollen wir auch Playlists mit Strahlkraft, die zu eigenen Brands werden. Dafür machen wir Live-Events und sogar Merchandise für spezielle Playlists.

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