So geht Meditation im Office: „Unser Geist ist ein Werkzeug“
Aber direkt in die Praxis. „Du kannst genau dort sitzen, wo du jetzt bist“, sagt Beer. Das heißt in meinem Fall auf einem Bürostuhl vor dem Laptop in einer sehr heißen Nordberliner Hinterhauswohnung. Es ist nicht der beste Ort, um aus dem Alltag auszusteigen und zur Ruhe zu kommen.
„Einfach einen tiefen Atemzug nehmen“, redet Beer weiter. „Du kannst die Augen schließen, um in dir diesen Moment wahrzunehmen. Was ist da gerade bei dir los?“ Ich merke, dass ich schon wieder an die nächsten Aufgaben denke, mich damit beschäftige, welche Fragen ich nach der Übung noch stellen will, wie ich diesen Text schreiben werde.

„Vielleicht Emotionen, vielleicht etwas Unangenehmes“, vermutet Beer. „Erlaube das, du musst nichts verändern. Vielleicht merkst du noch, wie sich dein Gehirn mit Themen beschäftigt, die wir besprochen haben, oder aus deinem Alltag. Erlaub deinem Geist, dass er denken darf.“
Das Erstaunliche dabei ist, dass ich mich wirklich schnell wohler mit meinen Gedanken fühle, sobald ich sie nicht mehr zu unterdrücken versuche. Ich habe sie mir vorher nicht aktiv verboten. Aber sich bewusst zu erlauben, dass im Kopf ein ständiges Feuerwerk abgeht, ersetzt das Gefühl von Überforderung durch den Eindruck „Wow, krasses Spektakel, lass mal beobachten“.
Beer sagt: „Allein diese Erlaubnis hilft, körperliche Empfindungen, Emotionen, Gedanken da sein zu lassen. Und dann können wir ganz langsam unsere Aufmerksamkeit auf den Atem richten. Das ist kein Hexenwerk. Einfach schauen, wo fühle ich den Atem gerade. An der Nasenspitze, wo er ausströmt. Wie der Bauch sich hebt.“
Ich konzentriere mich darauf. Merke, wie sich mein Fokus weiter verschiebt, wie ich nicht mehr jedem Gedanken nachjage, sondern sie an mir vorbeiziehen wie Landschaften vor dem Fenster eines fahrenden Zuges.
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