Leadership & Karriere „Man kann bei jedem Feuer entfachen“ – Lasse Rheingans über die Erfahrungen mit New Work

„Man kann bei jedem Feuer entfachen“ – Lasse Rheingans über die Erfahrungen mit New Work

Das Phänomen New Work verschwindet nicht aus den Agendas von Unternehmen jeder Größe – im Gegenteil. Mehr und mehr Organisationen überlegen immer ernsthafter, wie Arbeitszeit und Arbeitsinhalte zu gestalten sind – und siehe da: viele stoßen an die Grenzen der Ideen. Andere Unternehmen haben hingegen unzählige Ideen, aber nicht die Strukturen, die neues Arbeiten zulassen. Die Pandemie hat die Beschäftigung mit neuen Konzepten im vergangenen Jahr noch einmal beschleunigt.

Lasse Rheingans, Autor des Buches „Die Fünf-Stunden-Revolution“ und eine der interessantesten Stimmen im Bereich New Work, gibt im Gespräch Aufschluss über den großen Wandel der Wirtschaft.

Herr Rheingans, man hat den Eindruck: Alle beschäftigen sich seit Jahren mit neuen Arbeitskonzepten, scheinbar alles ist verhandelbar. Was ist eigentlich passiert?

Kurz: Die Arbeitswelt hat sich massiv gewandelt. Keiner hat’s bemerkt. Und New Work ist jetzt so ein blumiger Überbegriff für diese riesige Veränderung.

In Ihrem eigenen Unternehmen haben Sie den mittlerweile berühmten Fünf-Stunden-Tag eingeführt. Wie verlief dieser Prozess?

Das habe ich als Chef gar nicht erzwungen. Ich habe lediglich direkt am Anfang diese mittlerweile halbwegs bekannte Frage gestellt: „Habt ihr Bock weniger zu arbeiten und das gleiche zu verdienen?“ Und dann haben wir als Team auf Augenhöhe und ganz offen diskutiert: Was müssen wir tun, um die Produktivität hochzuhalten? Wie können wir bereits um 13 Uhr Feierabend haben? Und dabei kam dabei raus, dass wir dazu ganz anders vorbereitet sein müssen. Die meisten Gespräche hier sein lassen. Die Handys vielleicht in der Tasche und vielleicht hier keine Musik laufen lassen. Wir sollten nicht ständig E-Mails checken. Das war bereits 2017.

Lasse Rheingans in seinem Büro. Credit: Frederick Tanton

Und damit war es getan – Reduktion der Arbeitszeit?

Nein. Wir haben ganz offen darüber diskutiert, was eigentlich schlecht läuft. Dazu haben wir im Unternehmen alle Prozesse angeschaut und sie bewertet. Dabei kam etwas Interessantes heraus: Nämlich, dass wir eigentlich viel mehr machen müssen als nur auf die Prozesse gucken. Wenn die Kultur nicht stimmt, trauen sich manche Menschen gar nicht, über diese schlechten Prozesse zu sprechen. Man kommt ganz schnell dahin, dass man über Kultur sprechen muss. Und anschließend kommt man dahin, dass man über sich selbst mit den eigenen Schwächen oder vielleicht Ängsten sprechen muss. Man muss sich fragen: Wie kriegen wir es hin, dass wir ein sicheres Umfeld schaffen? Dass Leute sich aufeinander verlassen können, wenn sie in guter Beziehung stehen.

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