Life & Style Jürgen Vogel: „Man kann einen Job nicht nur machen, weil man erfolgreich darin ist“

Jürgen Vogel: „Man kann einen Job nicht nur machen, weil man erfolgreich darin ist“

Jägermeister ist auch eine Marke, die sich viel über Social Media vermarktet. Nutzt du die Kanäle und welche sind als Vermarktungskanal für dich sinnvoll?

Es ist für mich ein zweischneidiges Schwert. Social Media ist manchmal so anstrengend. Alles, was mit Politik zu tun hat, oder jede Äußerung, die in die Richtung geht, wird sofort von vielen Menschen auseinandergerissen. Ich habe keine große Lust, das zu bedienen. Ich poste auch echt wenig. Bei Facebook habe ich anfangs an Leute gedacht, die wirklich Fans sind. Mittlerweile poste ich nur noch Informationen, zum Beispiel wenn ich etwas gedreht habe, neue Sendungstermine feststehen oder ich neue Filme promote. Die persönlichen Inhalte haben sich bei mir immer mehr reduziert, weil sie Leuten, die wirklich nichts anderes machen, als den ganzen Tag im Internet zu sitzen und zu überlegen, wie sie jemanden beleidigen oder klugscheißen können, Stoff bieten.

Facebook kann das Schlechteste im Menschen hervorheben. Auch das Beste, definitiv. Aber momentan habe ich das Gefühl, kleingeistige Biedermänner sitzen da auf ihrem Sessel, haben schlechte Laune und müssen anderen vorschreiben, was richtig oder falsch ist.

Und auf Instagram bin ich gar nicht. Das ist auch schon mal eine ganz klare Entscheidung finde ich, wenn man sagt, man macht kein Instagram.

Wieso hast du keinen Account?

Die Art, wie das momentan abläuft, stresst mich. Aber ich bin jetzt auch 52 Jahre alt und ich kann verstehen, dass die Jüngeren Instagram toll finden. Es ist eine Art der Selbstdarstellung, die für mich nicht mehr interessant ist. Als ich 20 war, bin ich auch abends mit einer Sonnenbrille auf den roten Teppich gegangen, weil ich dachte das wäre cool. Das ist auch Selbstdarstellung gewesen. Je älter du wirst, desto weniger spielen der Coolness-Faktor und Perfektion eine Rolle. Man lacht eigentlich mehr über das Scheitern und findet es gut, Leuten zu zeigen, dass man Schwächen hat. Da habe ich beim Älterwerden mehr Spaß daran.

Was ist denn deine größte Schwäche?

Ich bin schon ganz schön pedantisch. Ich habe immer für alles ein System und ich glaube das ist unheimlich anstrengend (lacht). Das kann man zwar als Stärke bezeichnen, aber es kann genauso gut eine Schwäche sein.

Was ist dein Networking-Tipp?

Man muss einsehen, dass alles, was man macht kein Kurzstreckenlauf ist, sondern ein Marathon. Die andere Sache ist, dass man richtig gute Arbeit abliefern muss. Das ist das beste Networking, das man am Anfang machen kann. Es kann sein, dass es lange, lange dauert, bevor es zündet, aber wenn man etwas macht, das man aus Leidenschaft sowieso gerne macht und weil es Teil des Lebens ist, dann stellt sich die Frage des Erfolgs auch nicht immer.

Viele denken aber sehr viel über das Networken nach und wie sie etwas verkaufen können, haben dabei allerdings das Produkt nicht unbedingt immer im Blick. Das ist aber die Grundvoraussetzung, auch in der Schauspielbranche. Viele sagen einem, dass man bei dieser und jener Agentur sein soll und diesen und jenen Menschen treffen muss. Ich würde aber den Rat geben, dass man sich zu 100 Prozent auf seine Arbeit fokussieren sollte und weniger auf den Produktverkauf.

Ich glaube, das ist das Sicherste und das, was dich von allen anderen absetzt. Jeder kann labern. Manchmal stimmt es, dass man sich ganz viel connecten muss, manchmal stimmt das überhaupt nicht. Es gibt Leute, die haben super Netzwerke und verkaufen trotzdem nichts, weil das Produkt nicht gut ist.

Wie bekommt man das hin, quasi selbst ein gutes Produkt zu sein?

Indem man seinen Job echt ernst nimmt. In Bezug auf die Schauspielerei zum Beispiel, wirklich seine Rolle zu spielen. Man hat Verantwortung gegenüber dem Regisseur, dem Team und der Figur, die man spielt. Das ist ein Gesamtwerk, an dem ganz viele Leute beteiligt sind. Da geht es nicht nur um den Einzelnen. So ist das in jeder anderen Branche auch. Es geht nicht nur darum, dass du deine Arbeit gut machst, sondern dass alle, die am Projekt beteiligt sind, gut sind. Wenn nur du selbst glänzt, nützt das gar nichts. Es muss alles gut sein. Nur dann wird es das Beste.

Ist das Beste auch deine Definition von Erfolg?

Das ist eine Schere zwischen dem, was man selbst empfindet und dem, was andere einem sagen. Deswegen ist es ganz wichtig das zu machen, woran man selbst glaubt. Es bringt nichts, wenn 1000 Leute sagen, dass sie gut finden, was du gemacht hast, wenn du selbst nicht der Meinung bist. Aber wenn jemand aus meinem direkten Umkreis sagt, dass er oder sie toll fand, was ich gemacht habe, dann bedeutet mir das ganz viel. Man lernt als Schauspieler ein dickes Fell zu kriegen, was die Meinung anderer angeht. Da habe ich zum Glück ein gutes Selbstbewusstsein.

Wie stehst du dann zu Erfolg im Job?

Man kann einen Job nicht nur machen, weil man erfolgreich darin ist. Das was ich mache, mache ich, weil ich gar nicht anders kann. Das ist wie bei einem Maler. Er malt ja nicht nur, weil er Bilder verkaufen und Geld damit verdienen muss. Er kann einfach nicht anders, als zu malen. Er wird sonst unglücklich. Das ist ein Fluch und ein Segen. Dann ist es aber fast egal, ob du Erfolg hast oder nicht. Das musst du im Leben auch einfach akzeptieren. Du kannst etwas tun und es kann sein, dass du damit nicht erfolgreich wirst. Manche Wege sind so.

Eine ganz entscheidende Frage, die sich jeder in Bezug auf seinen Job stellen sollte ist: Muss ich das wirklich tun? Will ich das wirklich tun? Und warum muss ich das tun? Nur ans Networking und nach außen zu denken, ist nicht ausschlaggebend. Am Ende ist entscheidend, ob du das gemacht hast, weil es ein Bedürfnis von dir ist.

Leidenschaft im wahrsten Sinne des Wortes.

Die Frage ist, akzeptierst du das, was sich im Leben vor deine Füße gelegt hat. Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen, die in die Schauspielbranche rutschen, eher nach außen denken, sprich an Followerzahlen und Likes. Ich frage mich da, ob sie eine Öffentlichkeitsmaschine sind oder Schauspieler:innen. Das ist manchmal ein großes Fragezeichen.

Last but not least: Was ist dein Lieblings-After-Work-Getränk?

Ich trinke echt viel Wasser, weil mir das gut tut. Zum Essen trinke ich auch mal gerne ein gutes Glas Weißwein. Wenn ich jetzt Magenprobleme hätte, würde ich natürlich einen Jägermeister trinken (lacht).

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