Green & Sustainability Wie sich das Startup Planted auf dem Veggie-Markt durchsetzen will

Wie sich das Startup Planted auf dem Veggie-Markt durchsetzen will

Beyond Meat, Rügenwalder Mühle, Valess: Immer mehr Unternehmen wollen mit Veggie-Fleisch überzeugen. Der Markt ist groß, die Konkurrenz auch. Für das Startup Planted ist das kein Hindernis. Sie wollen mitmischen – mit Produkten aus Erbsenprotein.

Wir haben mit zwei der vier Gründern gesprochen. Im Interview erzählen Lukas Böni und Pascal Bieri, warum sie Tierfleisch überhaupt imitieren, in ihrer Fabrikhalle ein Gewächshaus steht und sie ihr Produkt „Fleisch“ nennen.

Ihr stellt als erstes Startup Fleisch im Gewächshaus her. Wie nennt ihr dieses Produkt?

Lukas: Wir sind davon überzeugt, dass Fleisch nicht an die Herkunft totes Tier gekoppelt sein muss. Das wertgebende beim Fleisch ist der Geschmack, das Aussehen, die Nährstoffe und die Kultur, wie man es isst. Deswegen nennen wir unser Produkt Fleisch.

Und was ist mit dem Geschmack?

Lukas: Hühnchen schmeckt neutral. Die Soße macht den Geschmack. Wir haben ein Produkt hergestellt, das eine top Fasertextur hat, gesund ist, wenig Zutaten hat und so nah am Geschmack von Tierfleisch ist, wie es nur geht. Wir haben gemerkt, wenn Farbe, Textur und Proteingehalt stimmen, dann reicht das den Konsument:innen aus und man hat die Illusion, die man für den Impact braucht.

Wie seid ihr auf die Idee von Planted gekommen?

Pascal: Wir haben uns die Frage gestellt, wie man ein Produkt herstellen kann, das nur die positiven Eigenschaften von Tierfleisch beinhaltet und gesünder ist als die bisherigen Alternativen auf dem Markt. Nur einen Tofu 2.0 zu entwickeln, kam für uns nicht in Frage.

Aufbauend auf der Masterarbeit von unserem Kollegen Eric, der dafür Prototypen entwickelt hat, haben wir diesen Prozess weiterentwickelt, weil seine Prototypen viel besser geschmeckt haben als das, was bis dato auf dem Markt war.

Wir haben versucht, den Biss, das Mundgefühl und die Anwendungsmöglichkeiten von Fleischprodukten zu kopieren. Der Geschmack und unsere Marken-DNA sind das Einzigartige an unseren Produkten.

Die vier Gründer: Eric stiernemann (links), Pascal Bieri, Lukas Böni und Christoph Jenny. ©Planted

Ihr sagt bewusst, dass ihr eine Wissenschaft aus Planted macht. Was heißt das genau?

Lukas: Wir lieben es, Sachen unnötig kompliziert zu machen (lacht). Um richtig gute Lebensmittel in diesem Bereich herzustellen, benötigt es sehr viel Forschung und Entwicklung, weil das eine junge Branche ist.

Wir brauchen so viel Wissenschaft, weil wir ohne Zusatzstoffe arbeiten. Viele Leute bei uns im Team sind Prozessingenieure. Wir arbeiten nur mit Druck, Temperatur, Kneten und Warten, um die perfekte Textur hinzubekommen. Die Textur ist auch das, was wir bei Planted am besten können.

Wie kann ich mir das bei euch im Labor vorstellen?

Pascal: Viele Tastings (lacht).

Lukas: Wir haben eine große Maschine, in der wir eine halbe Tonne pro Stunde herstellen können und wir haben eine kleine Maschine, in der wir zwei bis drei Kilo pro Stunde herstellen. Da können wir sehr ressourcenschonend viele Tests und Screenings durchführen, um die beste Saftigkeit und den besten Geschmack hinzubekommen.

Wir arbeiten auch an Fermentationsprozessen. Wir sind davon überzeugt, dass man auch Pflanzen fermentieren und so das Spektrum innovativer Lebensmittel erweitern kann. Die sind dann in Zukunft Fleisch gar nicht mehr so ähnlich, sondern eine neue Kategorie.  

Aber Stand heute ist die Anlehnung an Tierfleisch ein gutes Mittel, um Menschen zu erklären, dass unser Produkt beispielsweise wie Hühnchenfleisch ist. Daran können sie sich orientieren und wissen, was von dem Produkt zu erwarten ist und wie man es kochen kann.

Woraus bestehen eure Produkte?

Pascal: Wir arbeiten mit Erbsenprotein und Erbsenfasern. Das kann man sich vorstellen wie ein Mehl. Die Proteine und Fasern kommen aus der Gelberbse, wir verwenden dann noch Rapsöl und Wasser und das wird dann heiß gemacht und unter Druck gesetzt, also geknetet. Das ist wie ein großer Teig, der durch den Extruder gepresst wird. Am Ende läuft er durch eine Drüse und durch die Reibung an der Drüse entstehen die Fasern, die erhalten bleiben, wenn man es kocht.

Ihr erklärt die Herstellung im Gegensatz zu anderen ziemlich genau.

Pascal: Deshalb haben wir ein Glashaus in unsere Fabrikhalle gebaut, in dem wir die Prozesse durchführen, weil wir diese Transparenz auch erzählen wollen. Uns ist es wichtig, dass wir offen an das Thema rangehen. Heißt: Unsere Produkte sind natürlich, aber processed. Wir müssen für die Herstellung Energie einsetzen. Es ist trotzdem effizienter und umweltschonender als Tierfleisch.

Das Gewächshaus in der Fabrikhalle. ©Planted

Wie nachhaltig ist der Anbau von Erbsen?

Pascal: Wir haben auf Erbsenprotein gesetzt, weil das lokal verfügbar ist. Soja kommt viel zu oft aus einem fernen Kontinent. Oft aus einem Ort, an dem früher ein Regenwald stand. Erbsenprotein ist sehr hochwertig, auch für den Menschen. Wir wollten kein Sojaprodukt auf den Markt bringen und mit dem negativ belastenden Ruf kämpfen.

Wie wollt ihr euch auf dem Markt durchsetzen?

Pascal: Unsere Überzeugung ist, wenn wir das cleanste und beste Produkt haben, haben wir auch immer eine Daseinsberechtigung auf dem Markt. Aber es ist Fakt, dass es ein Wettbewerb ist und man braucht die richtigen Kommunikations- und Distributionskanäle, um die Menschen zu erreichen.

Lukas: Wir haben uns bei Planted das Credo gesetzt: Wenn wir jemals nicht mehr nachhaltig sind, dann hören wir alle auf. Es kommt vor, dass man mal Fehler macht und zwei bis drei Tage zu viel Energie verbraucht. Wir wollen aber langfristig einen positiven Impact bewirken.

Es gibt Kritik an Fleischersatzprodukten, dass sie ungesund seien. Wie steht ihr dazu?

Pascal: Das ist sicher eines unserer Risikos, die wir im Plantbased-Meat-Bereich haben. Wenn der Konsument mal das Bild hat, dass Pflanzenfleisch ungesund und unnatürlich ist, dann ist die Hürde viel größer, dass sie weitere Produkte probieren. 

Wie geht ihr in der Kommunikation in der Öffentlichkeit damit um?

Pascal: Wir setzen auf vier Pfeiler in der Kommunikation: Nachhaltigkeit, Tierwohl, Gesundheit und Geschmack. Wir setzen den Fokus aber auf die Gesundheit und den Geschmack. Damit müssen wir vor allem überzeugen. Die ersten zwei Pfeiler sind für uns im Produkt impliziert.

Wie nahrhaft ist euer Produkt?

Lukas: Wir bilden das Wertversprechen vom tierieschen Pendant ab. Heißt, dass wir das Produkt so herstellen, dass es die gleichen Nährstoffe bietet, wie tierisches Hühnchen zum Beispiel. Wir haben einen sehr hohen Proteingehalt, keinen Zucker, fast keine Kohlenhydrate, einen hohen Ballasstoffgehalt und ein bisschen Vitamin B 12.

Wie wird sich der Trend noch weiterentwickeln?

Pascal: Wir sagen immer gerne, dass wir in fünf bis zehn Jahren Tier hoffentlich nicht mehr kopieren müssen, sondern gut schmeckende, eigenständige Protein-Produkte haben, die uns mit der nötigen Energie versorgen.

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