Life & Style Dieser Bochumer ist Deutschlands Custom-Design-Geheimtipp

Dieser Bochumer ist Deutschlands Custom-Design-Geheimtipp

100 Prozent Hustler

„Mein Vater hat immer gesagt, Massoud du springst von einem Ast zum anderen”, erzählt er. Mahgoli ist der Typ im Freundeskreis, der viel und gut reden kann, sprunghaft in seinen Gesprächsthemen, und genau deshalb nicht ganz ernst genommen wird. Nur: Mahgoli liefert. Und das auch in einer Zeit, in der sich über das gesamte Land der Schatten eines kollektiven Stillstands ausbreitet.

Denn mit Corona wird es schwierig, an neue Investorengelder für sein Startup heranzukommen. Das Land fährt herunter. Für jemanden, der in den letzten Jahren pausenlos am Machen und Netzwerken war, muss sich der Lockdown wie ein kalter Entzug anfühlen. Aber Stillstand, Nichtstun ist kein Zustand für einen, der von sich selbst sagt, er sei „ein hundertprozentiger Hustler”.

Mahgoli sitzt also zuhause und liest sich eher nebenher in das Thema Custom Design ein. Ihm fällt auf, dass es zwar „Sneaker-Designer wie Sand am Meer” gibt, aber wenige Custom Designer, die sich auf andere Bereiche fokussieren. Er beschließt „sich das Game unter den Nagel zu reißen”.

Er macht erste Skizzen, visualisiert seine Ideen am Laptop und findet einen geeigneten Schneider. Für mehrere hundert Euro besorgt er sich ein Louis Vuitton-Handtuch – und zerschnippelt es. „Meine Frau hat mich für bekloppt erklärt”, sagt Mahgoli. Aber er sieht das Potenzial – und gibt Gas.

Highfashion im HipHop

Auf den ersten Blick scheint Custom Design ein teures Hobby für Mode-Nerds zu sein, denen es nicht reicht, „Off-White”-Sneaker oder Gürteltaschen von Balenciaga zu tragen – jetzt braucht es auch noch ein Hundehalsband à la Gucci. Aber Customizing war und ist vor allem in der HipHop-Szene ein Weg, um an Highfashion partizipieren zu können.

Kein Name wird in diesem Zusammenhang öfters genannt als Dapper Dan. Der New Yorker kleidete Ende der Achtziger alle namhaften US-Rapper ein, die in ihren Videos aussehen wollten wie die Gangster von nebenan, sich aber deren teuren Kleider nicht leisten konnten. Sie alle gingen zu Dapper Dan, der seine eigene „Street Couture” kreierte. Im Gegensatz zu Mahgoli verkaufte er seine Stücke aber nicht als Custom Ware, sondern als Fälschung, sodass ihn später mehrere Modeunternehmen verklagten. Der Designer aus Harlem ging pleite, ist heute aber ein gefragter und gefeierter Mann in der Modewelt.

Das Markenbewusstsein ist in der heutigen Generation noch ausgeprägter. Was sich nicht geändert hat, ist das leere Portemonnaie vieler Kids. Dieses Klientel an der Modewelt teilhaben zu lassen, darum geht es auch Mahgoli. Wer sich Louis Vuitton nicht im Original leisten kann, bestellt bei ihm für weitaus weniger Geld zum Beispiel eine Custom Louis Vuitton Maske.

Edle Stoffe für OZ

Der Durchbruch gelingt Mahgoli im Frühjahr 2020. Über mehrere Ecken kommt die Anfrage, ob Mahgoli für den Nightliner auf Shindys Tournee ein paar Videospiele klar machen könnte, immerhin kennt er sich doch mit Gaming aus. Mahgoli macht das gerne – unter einer Bedingung: Er will den Mann treffen, der für Shindy und Drake die Beats baut. Damit ist der Schweizer OZ gemeint, mit richtigem Namen Ozan Yildirim, dessen Karriere zu diesem Zeitpunkt gerade selbst an Fahrt aufnimmt. OZ sagt zu und erhält von Mahgoli eine schwarze Custom Louis Vuitton-Schmuckschatulle. Als Gegenleistung postet OZ sein neues Mode-Piece auf seinem reichweitenstarken Instagram-Account.

„Das hat Wellen geschlagen, OZ war der Mann der Stunde”, sagt Mahgoli heute. In seinem Postfach auf Instagram trudeln die Anfragen für seine Pieces danach nur so ein. Neben Sonderanfertigungen bietet Mahgoli auch Umhängetaschen, Schlüsselanhänger, Hundehalsbänder, Tischsets und natürlich Covid-Masken an – allesamt aus den edlen Stoffen von Louis Vuitton, Gucci oder Dior angefertigt.

Die Schmuckschatulle für OZ. ©Massoud Mahgoli

Illegal ist das nicht, denn er verkauft seine Ware nicht als Originale, sondern als Custom Produkte. Die Kundschaft kommt aus Deutschland, aber auch aus Malaysia, Moskau oder Tokio. Sein bisheriges Design-Highlight: eine Louis Vuitton-Bulletproof-Weste für einen befreundeten Rapper. Kostenpunkt: Mehrere tausend Euro.

Für immer Selfmade

Für Mahgoli hat seine Karriere als Custom Designer gerade erst begonnen. Aktuell expandiert er seine Designideen auf den Home-Interior-Bereich. Für den Hamburger Fortnite-Streamer Amar entwirft er einen Lounge-Sessel, Handläufer im Treppenhaus sowie weitere kleine Accessoires. Auch feste Kollaborationen mit Gaming-Hardware-Herstellern sind in Planung. So schließt sich wieder der Kreis zum Thema Gaming und Esport.

Wo sich Mahgoli in zehn Jahren sieht, kann er nicht sagen. Sicher ist nur eins: „Hundertprozentig Selfmade, für immer frei und unabhängig”. Für den Jungen aus der Hustadt gibt es nur eine Richtung. „Ich möchte nach oben und ich weiß, ich werde es schaffen. Das kann sich arrogant anhören, aber ich glaube an mich.”

Für Tony Montana wäre diese Aussage klares Understatement.

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