Life & Style Munich Wrist Busters: Diese Münchner entlarven, wer Fake-Uhren trägt

Munich Wrist Busters: Diese Münchner entlarven, wer Fake-Uhren trägt

Scharfe Kanten von schlechten Fräsmaschinen sind vermutlich ebenfalls ein deutliches Warnsignal?

Leon: Ja, absolut. Allgemein achten wir auch auf die Größe, also den Durchmesser der Uhr. Die meisten Fakes sind deutlich größer als das Vorbild. Nicht zu vergessen: die Proportionen, also zwischen Gehäuse und Armband. Da herrscht bei Originalen eine durchdachte Harmonie, während Fälschungen zum Teil monströse Wecker an schmalen Armbändern sind. Und, klar, wenn die Krone beim Drehen unschön knirscht oder sich nichts auf dem Zifferblatt dreht, dann weiß man Bescheid. Ebenso wie bei einer Bandschließe, die sich schwer öffnen lässt oder die ungewollt aufspringt. Vieles bemerkt schon ein Laie ganz unbewusst. Man muss nur etwas sensibilisiert sein und systematisch die Checkliste im Kopf durchgehen.

Besonders schön arbeitet ihr auf eurem Instagram-Account raus, wenn die Farben der gefälschten Uhren einfach nicht passen.

Robin: Ja, da passieren ganz oft Fehler. Aus der legendären Pepsi-Lünette der Rolex GMT-Master wird dann etwas, das dem Etikett des Reinigers Clorox ähnelt. Oft sind die auf Instagram geprotzten Modelle nie im jeweiligen Look gefertigt worden – oder die Farben sind so grell, dass sich jede gute Marke schämen würde, wenn so etwas die Manufaktur verlässt.

Leon: Bei Marken wie Rolex, Audemars Piguet oder Patek Philippe bleibt immer die zeitlose Eleganz entscheidend, und selbst wenn mit Farben gearbeitet wird, dann eher dezent und nicht aufdringlich oder laut.

Warum kaufen die Leute gefälschte, zudem auch noch schlecht gefälschte Uhren?

Leon: Das hat sicherlich mehrere Gründe: Oft geht es nur um den Status, das Posen mit einer Uhr, die jeder kennt. Dem Träger oder der Trägerin sind die raffinierte Uhrmacherei und die mechanische Perfektion völlig egal. Selbst wenn das Budget eigentlich für ein Original reichen würde, investieren die meisten C-Promis lieber in Autos, Klamotten, Feierngehen. Und manche*r Influencer*in kann sich das eben auch noch nicht leisten, möchte aber trotzdem Erfolg ausstrahlen und dabei sein bei den Gangster-Rappern und Reality-Stars.

Gibt es von diesen Modellen überhaupt so viele Uhren, wie ihr sie zu sehen bekommt?

Robin: Die sehr bekannten Modelle von Rolex, Patek oder Audemars sind oft weltweit begehrte Raritäten – die kann niemand kurz mal kaufen, selbst nicht mit Geld und Interesse. Diese Versorgungslücke schließen dann die Fakes. Es gibt zudem Uhrenliebhaber, die sich ihre Sammlung von Originalen für Fotos in sozialen Medien mit ein paar Fakes aufbessern, damit sie immer was Neues zeigen können. Jede*r glaubt halt, anderen irgendwas beweisen zu müssen. So wie die ganzen „Auch du kannst morgen schon Millionär*in sein“-Nervensägen. Unser Mantra lautet: Es gibt keine Abkürzungen.

Copyright: Tereza Mundilová

Verfolgt ihr also mit eurem Account einen gewissen erzieherischen Ansatz?

Leon: Ja, aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Doch es wäre toll, wenn alle ein bisschen auf den Boden zurückkommen und in einer Uhr nicht bloß ein Statussymbol zum Posen sehen würden. Kauft euch doch nur eine, wenn euch diese Welt interessiert und ihr ein Modell wirklich persönlich schön findet! Und dann natürlich eine echte. Wir wollen niemanden bloßstellen, sondern anregen, über das Thema weniger oberflächlich nachzudenken. Und bei manchen hat das auch schon gewirkt: Die posten keine Uhren mehr, löschen Bilder oder zensieren sich da quasi selbst. Von Uhrenfans wie Kollegah, Sido oder Farid Bang kriegen wir sogar manchmal Fotos oder kurze Videos, um die Echtheit ihrer Uhren bestätigen zu lassen.

Hört ihr oft den Vorwurf, ihr würdet ja nur prominente Uhrenträger bloßstellen wollen?

Robin: Klar gibt es das, aber das ist Quatsch. Wir posten unsere Recherchen nicht auf Krampf oder aus persönlicher Abneigung, sondern nur, wenn wir uns zu 100 Prozent sicher sind. Dafür versuchen wir, möglichst verschiedene Einstellungen und Winkel eines Fotos zu bekommen, und lassen uns von Expert*inneen wie Uhrmachern beraten. Gerade bei sehr bekannten Uhrenträgern.

Wie reagieren die Leute, die ihr als Fake-Träger*in bustet?

Leon: Ich hatte schon den einen oder anderen Hausbesuch, weil meine Adresse veröffentlicht wurde. Da stand jemand vor der Tür, andere haben versucht, über die Tore zu klettern, ständig wurde angerufen, es kamen Drohungen per Whatsapp. Damals haben wir aber auch unsere Gesichter noch nicht gezeigt, da dachten manche vielleicht, sie hätten etwas gegen uns in der Hand. Das passiert jetzt kaum noch. Und gewisse Sicherheitsmaßnahmen haben wir auch einem Upgrade unterzogen.

Leon: Schon komisch, dass sich manche so angegriffen gefühlt haben, dass sie nachts vorm Haus stehen. Wo es doch nur um eine Uhr auf Instagram geht!

Wenn das so unangenehm wurde: Habt ihr darüber nachgedacht, die Munich Wrist Busters sein zu lassen?

Leon: Es gab natürlich eine Zeit, in der wir uns des Öfteren umgeschaut haben. Gerade abends. Nachts noch mit dem Hund raus, das haben wir uns zu der Zeit lieber verkniffen. Aber man darf sich da nicht zu sehr reinsteigern, man muss weitermachen. Mit der Seite aufzuhören, daran haben wir nie gedacht.

Gibt es Promis, die dachten, sie würden ein Original kaufen, und dabei hereingelegt wurden?

Robin: Viele behaupten das, ja. Aber wenn man sie um eine Rechnung als Beweis bittet, schickt niemand was. Als wir Marcus Prinz von Anhalt gebustet haben, meinte er auch, er habe aus Angst vor Einbrechern nur Fakes in seinem Tresor. Aber warum trägt er die dann auch, wenn er irgendwo unterwegs ist? Wo sind die echten Uhren? In unseren Augen wissen alle ganz genau, dass sie sich mit gefälschten Uhren ablichten lassen.

Was macht ihr, wenn ihr nicht gefälschten Uhren hinterherrecherchiert?

Leon: Wir waren beide bis 2020 in der Schule, und währenddessen sind die Munich Wrist Busters durch die Decke gegangen. Wir konzentrieren uns jetzt erst mal ganz darauf, das ist nämlich ein Vollzeitjob. Nebenher zu studieren oder zu arbeiten wäre schwierig.

Robin: Ich würde sogar sagen: Es wäre unmöglich. Wir haben jetzt ein Büro und sind gut elf Stunden am Tag dort – für die Recherchen zu den Instagram-Posts und mittlerweile auch den Verkauf von gebrauchten und neuen Luxusuhren mit Echtheitssiegel. Dafür arbeiten wir mit der renommierten Plattform Chronext zusammen, deren Gründer Philipp Man schon Fan war, als wir knapp 1.000 Follower*innen hatten.

Leon: Und einen Schmuckhandel betreiben wir auch noch.

Was sind eure persönlichen Lieblingsuhren?

Robin: Die Nautilus von Patek Philippe mit Mondphase, schwarzblauem Zifferblatt und der Referenznummer 5712.

Leon: Die roségoldene Rolex Day-Date mit 40 Millimeter Durchmesser und grünem Ziffernblatt. Die durfte ich immerhin schon mal in der Hand halten. Bis zum Kauf ist es aber noch ein gutes Stück.

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