Life & Style Munich Wrist Busters: Diese Münchner entlarven, wer Fake-Uhren trägt

Munich Wrist Busters: Diese Münchner entlarven, wer Fake-Uhren trägt

Social Media ist seit jeher zum Protzen da. Umso schöner, die schamlosen Herzeiger fallen zu sehen. Die Munich Wrist Busters gehen bei ihrer Detektivsuche nach Fake-Uhren besonders liebevoll und mit überraschend umfassender Sachkenntnis vor.

Leon und Robin, seit 2019 recherchiert ihr als Munich Wrist Busters auf Instagram gefälschten Uhren hinterher. Wie kamt ihr dazu?

Leon Schelske: Uns sind einfach in Münchner Clubs und Szenerestaurants immer öfter Fakes, also gefälschte Uhren, an den Handgelenken von lokaler Prominenz und vielen Influencer*innen aufgefallen.

Robin Haas: Hier in München profilieren sich die Leute gern mit angeblich teuren Uhren. Manchmal werden die auch bloß noch kurz in die Kamera gehalten, egal, ob die den Träger*innen wirklich gehören.

Leon: Wir sind dann auf Instagram zunächst den Accounts und Hashtags dieser Hotspots gefolgt, um die Bilder der Gäste zu finden. Deren Content haben wir dann auch gleich abonniert und genauer unter die Lupe genommen. Den ersten eigenen Post haben wir dann am 10. Oktober 2019 veröffentlicht.

Wisst ihr noch, wer euer erstes Opfer war?

Leon: Die erste bekannte Person war Mitte April 2020 der Youtuber Dominic Harrison. Er trug eine Rolex Submariner in Rot, die ich ganz leicht als gefälscht identifizieren konnte – weil ich selbst eine besitze. Er hat dann noch eine Story veröffentlicht, wo er mit einer Audemars Piguet in einen dicken Van steigt. Der Van war echt, die Uhr nicht. Auf unseren Post dazu hat dann Oliver Pocher reagiert und unsere Bekanntheit damit beflügelt.

Was war euer kniffligster Fall?

Robin: Aufwendig wird es immer, wenn uns Influencer schon mal vorsorglich blockieren, weil sie unter unserem Uhren-Radar posen und posten wollen. Dann ist es schwierig, aussagekräftige Bilder in guter Auflösung zu kriegen, um eine Uhr besser beurteilen zu können. Das macht uns aber eher neugieriger und spornt unseren Ehrgeiz an.

Klingt aber auch danach, als müsstet ihr euch sehr viel Quatsch anschauen, um fündig zu werden.

Leon: Ja, auf jeden Fall. Glücklicherweise bekommen wir jetzt, wo unsere Reichweite so groß ist, sehr viele Tipps, Screenshots und Nachfragen zugeschickt. Das erleichtert die Suche. Denn eigentlich ist dieses ganze Popkultur- und TV-Promi-Zeug gar nicht unser Ding.

Robin: Aber durch die Coronapandemie konnten wir jeden Tag posten, und unsere Follower hatten wohl auch mehr Zeit, die Beiträge zu sehen und zu kommentieren. Und jetzt sind wir bei fast 280.000 Follower*innen.

Woher stammen eure Faszination für mechanische Uhren und das Know-how?

Robin: Wir stammen weder aus einer Juwelierdynastie, noch sind wir die Söhne von irgendwelchen Uhren-Youtuber*innen. Das denken immer viele. Und für Uhren haben wir uns lange vor dem Instagram-Kanal interessiert. Bei mir kam das vor allem über meine eigene Uhr, die mal meinem Urgroßvater gehört hat und aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammt. Die geht immer noch, ich habe sie mittlerweile geerbt. Das ist schon etwas sehr Besonderes, finde ich. Im Gegensatz zum Smartphone oder einer Smartwatch hält eine Uhr ewig, und man baut eine gewisse emotionale Bindung zu ihr auf. Ich habe über die Uhren meines Vaters begonnen, mehr darüber wissen zu wollen. Zur Weiterbildung und um auf dem Laufenden zu sein, gehen wir fast jede Woche zu Juwelieren, die meist ganz offen sind und uns Modelle zeigen. Das ist für uns wie ein Training im Gym.

Copyright: Tereza Mundilová

Habt ihr eine Ahnung, wo die Fakes herkommen, die ihr entlarvt?

Robin: Mittlerweile bekommt man eigentlich überall Fälschungen. Am einfachsten sicherlich im Urlaub – und zwar nicht bloß in Asien, auch in Deutschland findet man Anbieter. Aus China kommen mitunter ziemlich gute Fakes. Komplexer wird es bei Fälschungen, bei denen zum Teil echte Teile verbaut werden, beispielsweise ein geklautes echtes Gehäuse, ein falsches Werk und eine frisierte Seriennummer. Solche Konstrukte sind aber auch kein Schnäppchen mehr, da lohnt sich definitiv das Sparen auf ein Original. Insofern stimmt eigentlich nie das Preis-Leistungs-Verhältnis – weshalb wir Fakes auch so schwachsinnig finden.

Welche Marken sind besonders häufig unter den Fakes?

Leon: Die bekanntesten und begehrtesten und nur Modelle, die einen hohen Wiedererkennungswert haben. Patek Philippe mit dem Modell Nautilus, Audemars Piguet mit der Royal Oak und Rolex mit der Day-Date oder der Datejust.

Was war die bislang schlechteste Fälschung?

Robin: Das war die Rolex GMT-Master II eines Fußballspielers von RB Leipzig, die war im Stahl-Gold-Mix und mit blau-schwarzer Lünette – das ist die Umrandung des Ziffernblatts. Blöd nur: Das Original, das wegen der Farben auch als „Batman“ bezeichnet wird, gibt es nur als reine Edelstahlversion, also ohne Gold.

Leon: Für Rolex-Kenner*innen hat das ausgesehen, als hätte man zwei Fakes kombiniert. Eine Frankenstein-Watch!

Wie kann man verhindern, eine Fälschung zu kaufen? Habt ihr Tipps?

Leon: Gut ist natürlich, wenn man das jeweilige Original kennt, wenigstens vom Bild auf der Herstellerseite und aus verschiedenen Perspektiven. Besser wäre, man hat es mal bei einem Fachhändler in der Hand gehalten. Alles Weitere hängt ein wenig vom Modell ab: Bei einer Taucheruhr achtet man auf andere Dinge – etwa ob und wie präzise sich die Lünette drehen lässt – als bei einer Uhr mit Tourbillon oder zweiter Zeitzone.

Und wenn man das Original eben nicht kennt, worauf kann man als Käufer*in achten?

Leon: Ein gutes Indiz für Qualität und damit Echtheit ist definitiv der Bandanstoß, also der Übergang von Armband zum Gehäuse. Insbesondere bei Metallbändern. Normalerweise sollte das nahtlos ineinander übergehen, bei einer Fälschung wird hier gern geschlampt, eine Lücke gelassen oder ein kaschierendes Teil darübergesetzt. Die Höhe ist ebenfalls sehr aufschlussreich. Fakes sind meist deutlich wuchtiger als echte Luxusuhren. Ein automatisches Werk so zu optimieren, dass es in ein Gehäuse von vielleicht acht Millimetern Höhe oder weniger passt, das ist und bleibt eine kostspielige Meisterleistung.

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