Productivity & New Work Erst Goldmedaille, dann schwarze Zahlen: Was man vom Leistungssport-Mindset für sein Business übernehmen kann

Erst Goldmedaille, dann schwarze Zahlen: Was man vom Leistungssport-Mindset für sein Business übernehmen kann

Ein Gastbeitrag von Benjamin Bilski

Ein Börsengang, nach dem die Aktien in den Keller gingen. Mehrere Millionen Euro Verlust in 2019 – und dann der erfolgreiche Turnaround. Heute schreibt das Hamburger Fintech NAGA AG satte Gewinne. Für das Comeback verantwortlich: CEO Benjamin Bilski. Geht es nach ihm, ist Businesserfolg trotz oder gerade nach Niederlagen sehr gut machbar. Für die Wiederauferstehung NAGAs zieht der ehemaliger Profischwimmer eindeutige Parallelen zu seiner Karriere als Sportler.

In meinen neun Jahren als Schwimmer, im Training und vor allem im Wettkampf, hatte ich es häufig mit scheinbar aussichtslosen Situationen zu tun – und haushohen Wellen, die mir entgegenschlugen. Doch am Ende wurde ich mehrfach Deutscher Meister.

Meine Erfahrungen von damals sehe ich als gute Schule dafür an, auch die Untiefen des Wirtschaftslebens und harten Branchenwettbewerbs zu bewältigen.

Aus dem Leistungssport – wo man sich ununterbrochen verbessern muss – lässt sich viel für andere Lebensbereiche herausziehen, vor allem auch für Unternehmer*innen. Die Wettkampfsituation, also auf den Punkt genau liefern zu müssen, hat mich dabei stark geprägt. Ich sehe vor allem fünf Eigenschaften, die ich aus dem Leistungssport mitgenommen habe und ohne die ich nicht da wäre, wo ich heute als CEO stehe.

#Beständigkeit

Durch den Leistungssport weiß man, dass man über die Jahre wachsen muss, um sich verbessern zu können. Es ist ein Grundgesetz, dass man Jahr für Jahr die Performance steigern und immer konstant dranbleiben muss. Im Business ist dies ebenso der Schlüssel zum Erfolg. Nichts passiert einfach über Nacht – und nichts passiert von allein. Alles ist das Ergebnis harter, langjähriger Arbeit.

#Zielorientierung

Beim Sport hat man – und braucht man – ständig klare Ziele. Und Ziel heißt: messbar, zu einem festen Zeitpunkt und fixiert. Sei es täglich, wöchentlich oder jährlich. Man trainiert und kämpft immer, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, das man stets fest vor Augen hat.

Auch im Business unterteilt man in kurzfristige und langfristige, strategische Ziele, die wiederum genauso niedergeschrieben und kommuniziert werden müssen. Nur wer eine Vision von sich und seinem Können hat, weiß, wohin und wie weit er gehen will. Nur trainieren und ordentlich arbeiten, reichen dafür nicht aus. Großes passiert nur, wenn man auch Großes anstrebt und plant.

Hier hat mir immer geholfen eben jene übergeordneten Ziele in konkrete und kurzfristig erreichbare Tasks umzuwandeln. Sei es im Sport oder im Business ist es wichtig, Erfolgserlebnisse zu feiern, um mit positiven Gedanken dem großen Wurf näher zu kommen.


Benjamin Bilski ist Gründer und CEO der Social Trading und Investing Plattform NAGA. Der Ex-Profischwimmer und Seriengründer wurde 2018 von Forbes in die Liste der „30 under 30“ aufgenommen. ©NAGA

#Fokus

Wenn man Leistungssport ausübt, muss man fokussiert sein. Man sollte diese eine Sache mit vollem Herzblut betreiben und sich ganz darauf konzentrieren. „Fokus“ sagt sich so leicht dahin und ist durchaus ein Modewort – aber es ist das A und O, um nicht vom Weg und den Zielen abzukommen.

Das ist im Geschäft ebenfalls so: Nur wenn man sich fokussiert, kann man sich „vertikal verbessern“. Das heißt: Man kann dann optimieren und dadurch einen Vorteil entwickeln, den man später gegenüber der Konkurrenz ausspielt.

Im Unternehmertum gehe ich hier ganz pragmatisch vor. Mehrmals die Woche nehme ich mir Zeit, in der ich von niemandem gestört werden möchte. Diese Deep Dives helfen ungemein, um das große Bild nicht aus den Augen zu verlieren und Strategien anzupassen. Außerdem wird so die Kreativität gesteigert.

#Mut

Im Sport gibt es jeden Tag aufs Neue Risiken und Entbehrungen. Es benötigt Mut, sich voll darauf einzulassen und das Risiko einzugehen, eventuell leer auszugehen oder es nicht zu schaffen. Damit muss man umgehen können – und Sportler*innen können das. Denn Wagnisse und Unwägbarkeiten gehören zu ihrem Alltag.

Wenn man im Business Erfolg haben will, muss man naturgemäß einiges riskieren und es kann auch komplett schief gehen. Dies im Griff zu haben, den Überblick zu behalten und seine Mannschaft auch durch Gegenströmung zu führen, gehört zu den Grundvoraussetzungen guter Unternehmer*innen.

Entscheidend hierfür ist die Mannschaft selbst. Deshalb ist es enorm wichtig, das richtige Team zu formen. Niemand ist Expert*in auf jedem Gebiet. Schafft man es, seine Vision an andere zu vermitteln und diese dafür zu motivieren alles zu geben, so können mutige Entscheidungen umgesetzt werden.

#Durchhaltevermögen

Man darf niemals aufgeben. Selbst wenn man Niederlagen einstecken muss, andere viel besser sind und Bedenkenträger*innen einen bremsen wollen. Unbeirrt sollte man mit Mut, Fokus, Beständigkeit und Zielorientierung seinen Weg gehen und an sich glauben.

Der Weg von Unternehmer*innen geht niemals steil nach oben. Man darf Fehler machen. Das entscheidende ist jedoch, Fehler zu analysieren und die Learnings mit den vorhandenen Stärken zu kombinieren.

Bei NAGA hatten wir 2019 beispielsweise eine solche Situation. Das Geschäftsmodell war zu aufgebläht und die Kundschaft wusste nicht woran sie ist. Da wir von unserem Produkt und dem Feedback jedoch überzeugt waren, haben wir unsere Dienstleistung entschlackt und uns auf das Kerngeschäft fokussiert – mit Erfolg.

Natürlich sind all diese Punkte keine Garantie dafür, Rekordbilanzen zu verbuchen; so wie auch nicht jede*r ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen kann. Aber diese Eigenschaften – die Leistungssportler*innen von Hause aus mitbringen – sind wichtige Bedingungen für Erfolg. Ohne sie lässt sich keine Marktführerschaft erreichen – und schon gar nicht ein Comeback.

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