Ablage MEET YOUR MENTOR: #2 Steven Bartlett über die neue Definition von Erfolg

MEET YOUR MENTOR: #2 Steven Bartlett über die neue Definition von Erfolg

Interview geführt von Laura Lewandowski
Zusammenfassung von Tina Richtsteiger

Geld, Sex und Statussymbole: wer damit glänzt, hat es geschafft im Leben – Oder? Wäre es so einfach, könnte unser heutiger Gast Steven Bartlett sich im Leben entspannt zurück lehnen. Mit gerade mal 22 Jahren gründete er aus seinem Schlafzimmer heraus eine der erfolgreichsten Social-Media-Agenturen der Welt. Gerade mal fünf Jahre später, ist er zum mehrfachen Millionär aufgestiegen, beschäftigt rund 700 Talente rund um den Globus und darf sich als  “Great British Entrepreneur of the Year” oder Forbes-Anwärter rühmen. Steven verkörpert ohne Zweifel das, was in der Gesellschaft als erfolgreicher Macher gilt, nicht zuletzt seitdem er vor der Vereinten Nationen oder neben US-Präsident Barack Obama sprach. Trotzdem weiß er: all das ist nicht der Weg zum wahren Glück. In seinem kürzlich erschienenen Buch “Happy, Sexy Millionaire” spricht er offen wie kaum einer in seinem Alter über falsche Ideale, die uns zunehmend von unserer Essenz entfernen und letztlich ins Unglück stürzen . Für “Meet Your Mentor” haben wir Steven gefragt, was Erfolg wirklich bedeutet – und wie du noch heute damit anfangen kannst, seine Lehren für dich zu nutzen. 

#1 Learning: Geld macht glücklich – aber nur wenn du die Balance findest

Der Schlüssel zu seinem Range Rover ist definitiv nicht der Schlüssel zum Glück. Das merkte Steven spätestens als er in seiner Hand baumelte. Auch die hübsche Freundin oder die eine Million auf seinem Konto konnte seinen Gemütszustand nicht retten. Wer sich bei diesen Zeilen denkt “War ja klar”, sollte gerade jetzt weiterlesen. Denn Steven sagt auch: “Mein beruflicher Erfolg hat definitiv zu meinem Glück beigetragen.” Es habe ihm Auftrieb und Selbstvertrauen gegeben. Aber eben nur bis zu einem gewissen Punkt.” Denn wer hart arbeitet, müsse Opfer bringen. Freunde, Beziehung, zwischenmenschliche Beziehungen blieben oft auf der Strecke, sagt er. Und das nicht nur für kurze Zeit, sondern auf Dauer. Je mehr Arbeit, desto weniger Freunde, je weniger Freunde, desto mehr Fokus auf die Arbeit. Ein bisschen wie ein Rausch – allerdings zu einem hohen Preis. Mit gerade mal 18 Jahren hatte er ein pralles Konto, aber war innerlich leer. 

Steven’s Tipp: Wenn ihr zu den “neuen Erfolgreichen” im Leben gehören wollt, scheut euch nicht davor, eure Karriere voranzutreiben. Aber versprecht euch gleichzeitig, im stressigen Alltag Zeit für eure Freunde und Familien aktiv einzuplanen. Lass es nicht soweit kommen, ein Gefühl von Leere und Einsamkeit entstehen zu lassen. Soziale Kontakte beflügeln euch emotional und sorgen hinten heraus dafür, dass ihr sogar beruflich erfolgreich werdet. Schreibt euch das Wort Balance in euren Kalender und überprüft regelmäßig, wo ihr steht.

#2 Learning: Frage nach dem Warum 

Du willst den perfekten Körper, irgendwann den Chefposten und ein dickes Auto? Dann frag dich zuallererst: Warum willst du das? “Die Crux ist, oftmals wird das „Warum“ von außen beeinflusst. Instagram sagt dir zum Beispiel, du musst einen perfekten Körper oder viel Geld haben. Oder: Gleichaltrige sind erfolgreicher in ihrem Job, weshalb du denkst, du musst genauso viel erreichen”, sagt Steven. Auch wenn es leichter gesagt als getan ist, gilt es seinen Fokus nur auf der Basis deiner eigenen Wünsche und Gedanken zu setzen.

Steven’s Tipp: Definiere deinen “Nordstern” – will heißen: Frage dich bei allem, was du im Leben willst nach dem Warum. Weißt du genau, was du willst, gehst du eine Ebene tiefer. Ist dein Nordstern zum Beispiel “Glücklich sein”, überlege dir, was du in deinem Leben brauchst, um glücklich zu sein. Sei es ein Partner, tolle Freunde, Gesundheit oder finanzielle Sicherheit. Geh erneut einen Schritt tiefer und frage dich, wie du diese Dinge erreichen kannst. „Es ist vor allem wichtig, eine klare Vorstellung von deinem Nordstern zu haben. Nur dann ist es einfach zu verstehen, welche täglichen Entscheidungen priorisiert werden müssen, um dein Ziel zu erreichen.“ Auch wenn dir gerade zehn Ideen in den Kopf schießen, bremse dich. Fokussiere dich auf eine Sache, anstatt Hunderte von unerfüllten verschiedenen Wünschen in deinem Kopf zu sammeln. Lass den Erfolg zu dir kommen. 

#3: Learning: Arbeite an deinem Selbstwertgefühl

Der US-Präsident Theodore Roosevelt hat gesagt: „Comparing is the thief of joy“. Will heißen: Wer sich ständig vergleicht, stürzt sich ins Unglück. Wer einmal auf Social Media war, weiß, wie schwer die Realität ist. “Unser Gehirn ist quasi darauf gepolt, sich ständig zu vergleichen. Es liegt in der Natur des Menschen, sich ständig optimieren und weiterentwickeln zu wollen.” Eine Studie der Universität Kalifornien in Santa Barbara liefert das Ergebnis, dass wir uns umso unglücklicher machen, je mehr wir uns mit Nachbarn, Kollegen oder Freunden vergleichen. Besonders kritisch ist Social Media: täglich werden wir mit den schönsten Versionen der anderen konfrontiert. Mit jedem Influencer-Post, wird uns suggeriert, wie sexy, teuer und schlau man sein kann – und haben wir uns an das neue Ideal gewöhnt, kommt am nächsten Tag noch eine bessere. Die Messlatte wird täglich höher gesetzt und mit ihr sinkt unser Selbstwert. Ähnlich wie bei einem Handy, das Anfang der 2000er noch der letzte Schrei war und ab der Ära des iPhones ein alter Hut. 

Steven’s Tipp: Sich “nicht zu vergleichen” ist schwer. Was wir allerdings tun können, ist, lernen damit umzugehen. “Das Wichtigste dabei ist, am eigenen Selbstwertgefühl zu arbeiten. Hast du ein gesundes Selbstwertgefühl, haben Vergleiche mit anderen keine schädliche Auswirkung auf deine Selbstwahrnehmung.” Er sagt: Das Gefährliche ist nicht der Vergleich selbst, sondern was du daraus für Rückschlüsse ziehst.” Siehst du das Foto einer hübschen Bloggerin oder eines durchtrainierten Typen, entscheide dich, wie du reagierst. Statt automatisch zu denken “Ich bin hässlich”, nutze den Vergleich als Inspiration – oder sogar als Anreiz: “Gut, dass mir andere zeigen, dass es möglich ist. Ich schaffe das auch!” Emotionsforscher belegen: Sobald wir uns positive Affirmationen setzen, steigt unsere Motivation und damit die Erfolgsquote.  

#4 Learning: Nimm deine Gedanken wahr und reflektiere sie in einem Tagebuch

Steven sagt: “Wenn du im Leben was lernen willst, hör auf ständig Informationen zu konsumieren. Fang an über deine eigenen Gedanken nachzudenken.” Was banal klingt, ist für viele eine Grenzerfahrung. Eine Studie der Universitäten Harvard und Virginia ergab, dass der Großteil der Menschen sich eher einem Elektroschock aussetzen würden, als 15 Minuten mit ihren Gedanken alleine zu sein. 

Als Podcaster (“The Diary of a CEO”) und Unternehmer reflektiert sich Steven allein wegen seines Jobs quasi täglich. Doch abseits des beruflichen Erfolgs, ist “Journaling” für ihn in erster Linie eine Art Selbsttherapie – vielmehr noch ein Katalysator, um seine Ideen, Argumente, Standpunkte und Informationen zu filtern. Vergleich es mit einem Wald mit lauter Bäumen – Gedanken aufschreiben bedeutet plötzlich zu sehen, an welchem frische oder faule Äpfel hängen. „Ich finde es nicht nur befreiend, dass man so mit anderen Menschen eine Art Verbundenheit fühlt, es ist außerdem eine gute Möglichkeit aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft besser gerüstet zu sein.“ 

Steven’s Tipp: Nimm dir bewusst Zeit – am besten einmal die Woche – um deine Gedanken aufzuschreiben. Bereite deinen Termin mit dir selbst vor, indem du dir beispielsweise eine App auf dein Handy lädst (Zum Beispiel “Evernote”). Immer wenn dir etwas einfällt, du grübelst, dich etwas stört oder du etwas nicht verstehst, schreib es auf. Das ist deine Grundlage, um weiterzukommen. 

#5 Learning: Suche dir richtige Mentoren

Wenn du das gerade liest, bist du schon auf dem besten Weg, um fürs Leben zu lernen: unser MEET YOUR MENTOR-Format soll dabei unterstützen. Auch Steven hat sich von Anfang an Mentoren gesucht, die ihn auf seinem Weg geprägt haben. Für ihn sind Mentoren allerdings nicht nur Menschen die dir gute Sachen beibringen. Genauso von “schlechten Vorbildern” und deren Fehlern lernen wir, was wir besser meiden sollten. 

Steven’s Tipp: Ein Mentor muss nicht zwangsläufig jemand sein, der neben dir steht und dir sagt, was du tun sollst und was nicht. Deshalb nutze die einzigartige Möglichkeit in der digitalen Welt, um proaktiv Mentoren nach Mentoren zu suchen und von ihnen zu lernen – sei es in Podcasts, in YouTube-Videos, Blogs oder selbst Instagram. Such dir so viele wie du willst! „Das ist ein Luxus, den niemand vorher in der Geschichte der Menschheit je hatte.“ Betrachte ein Erlebnis von außen, ohne unmittelbar involviert zu sein – und lerne von den besten. 


Laura Lewan

Für “Meet your Mentor” sprechen Journalistin Laura Lewandowski und Schuldigitalisierungs-Experte Simo Azzaoui mit den Menschen, die uns im Leben wirklich was beigebracht haben. Eine Interview-Serie für die Pioniere von morgen. Für euch! Wer die Mentoren live und in Farbe sehen will, findet die Videos auf Instagram-TV und auf YouTube.

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