Leadership & Karriere „eSports wird weiter wachsen und seine Popularität zunehmen“

„eSports wird weiter wachsen und seine Popularität zunehmen“

Die meiste Zeit verbringen Ihre Spieler aber schon vor dem Monitor, oder?

Natürlich trainieren unsere Athleten neben dem klassischen Sport hauptsächlich am Computer. Aber auch dieses Training ist weitaus vielschichtiger, als man es sich zunächst vorstellen mag: Gemeinsam mit dem Head Coach und Head Analyst werden Videoanalysen und Teambesprechungen durchgeführt. Zu jedem Spiel gibt es eine intensive Vor- und Nachbereitung.

Manche Bundesligavereine wie der VfL Wolfsburg oder eben Schalke 04 haben schon sehr früh in eSports investiert – andere verzichten darauf und setzen weiterhin auf den traditionellen Sport. Ist es nur eine Frage der Zeit, bis alle Bundesligavereine ihre eigenen eSports-Teams haben werden?

In der vergangenen Saison haben 22 Vereine der ersten und zweiten Fußball-Bundesliga an der Virtual Bundesliga Club Championship teilgenommen. Der Deutsche Fußball-Bund hat eine eigene eNationalmannschaft berufen. Vor drei Jahren wäre diese Entwicklung für die meisten Clubs noch unvorstellbar gewesen. Sicherlich hat der FC Schalke 04 mit seinem Engagement auch zu dieser Entwicklung beigetragen. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft weitere Vereine nachziehen werden.

In einer aktuellen Studie von Deloitte zum europäischen eSports-Markt wurde der Umsatz von 2018 auf etwa 240 Millionen Euro beziffert. In den nächsten fünf Jahren wird ein jährliches Wachstum von etwa 23 Prozent erwartet. Freuen Sie sich über den Boom von eSports oder sehen Sie das Ganze eher kritisch und glauben, der Hype ist bald vorbei?

Trotz der enormen Aufmerksamkeit, die eSports momentan genießt, wäre es meiner Meinung nach falsch, elektronischen Sport auf einen Hype zu reduzieren – im Gegenteil: Eben diese Aufmerksamkeit hat dazu beigetragen, dass sich professionelle Strukturen wesentlich schneller entwickeln, die auf Nachhaltigkeit und Langlebigkeit ausgelegt sind. eSports wird weiter wachsen und seine Popularität zunehmen, da eine neue Generation wie selbstverständlich mit dem elektronischen Sportangebot aufwächst.

Gerade Millennials können sich mit eSports identifizieren. Eine Zielgruppe, an die etablierte Marken für gewöhnlich nur schwer herankommen. Welche Chancen ergeben sich für Unternehmen, die sich hier engagieren möchten?

Unternehmen sehen sich damit konfrontiert, eine junge Zielgruppe zu erreichen, die über etablierte Kommunikationskanäle kaum noch erreichbar ist. eSports bietet Unternehmen die Möglichkeit, diesen Menschen dort zu begegnen, wo sie sich aufhalten und wo ihre Interessen liegen. Diese Gelegenheit nutzen längst nicht nur Unternehmen, die aus dem Gaming kommen. Der Hauptsponsor des „FC Schalke 04 Esports“, die R+V Versicherung, ist ein sehr gutes Beispiel für ein Unternehmen, das sich sympathisch und authentisch im eSports engagiert. Nur auf diese Weise ist es möglich, die Zielgruppe auch tatsächlich zu erreichen.

Gibt es Schnittmengen bei Ihren Zielgruppen, der Schalke-eSports-Zielgruppe und des traditionellen Fußballclubs?

Auf jeden Fall. Uns liegt extrem viel daran, unsere Fans zusammenzubringen. Wir wollen genau diese Schnittmengen. Deshalb suchen wir auch immer wieder neue Wege, dies zu ermöglichen.

Zum Beispiel?

Ein Beispiel wäre, dass wir vor einem Heimspiel unseren Fußballfans unser neues League-of-Legends-Team auf dem Rasen vorstellen. Ein anderes Beispiel: Auf der jährlichen Mitgliederversammlung tragen wir ein FIFA-Spiel vor rund 10.000 begeisterten Zuschauern aus. eSports ist vollumfänglich auf Schalke integriert. Viele unserer professionellen eSports-Athleten sind selbst von klein auf Anhänger des FC Schalke 04 und sie identifizieren sich zu 100 Prozent mit unserem Verein. Darauf sind wir unheimlich stolz.

Deutschland ist nach den USA und Südkorea einer der wichtigsten eSports-Märkte weltweit. Was macht Deutschland als Markt so interessant und stark?

Deutschland ist grundsätzlich wirtschaftlich sehr stark. Nicht umsonst hat Spielehersteller Riot Games Berlin als Standort für die League of Legends European Championship (LEC) ausgewählt. Hinsichtlich der Akzeptanz des eSports im Allgemeinen haben wir jedoch – selbst im europäischen Vergleich – noch immer das Nachsehen. Die skandinavischen Länder beispielsweise sind uns in dieser Hinsicht noch ein Stück voraus.

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