Green & Sustainability Fünf Ideen, die dich zum Helden machen

Fünf Ideen, die dich zum Helden machen

Nachhaltiges Surfen

WEtell ist dererste Mobilfunk mit serienmäßig gutem Gewissen.

WEtell

Da interessiert sich die Tochter seit der Kindheit für erneuerbare Energiequellen, studiert Energie- und Umweltmanagement, forscht zehn Jahre beim Fraunhofer Institut an Solarzellen – aber bei den Eltern auf dem Dach: nichts als Ziegel. „Gut, das Haus steht in Norddeutschland, das ist nicht der beste Ort für Sonnenenergie“, sagt Alma Spribille, „aber dass ausgerechnet auf meinem ­Elternhaus keine Solarzellen sind, ist schon ein wunder Punkt.“ Hoffentlich haben sich die Eltern den Herbst 2019 dick im Kalender angestrichen und bis dahin ihre alten ­Handyverträge gekündigt. Dann soll nämlich WEtell erhältlich sein, der „Mobilfunk der Zukunft: 100 Prozent nachhaltig, mit maximalem Datenschutz, fair und trans­parent“, wie die Website verspricht.

Vom Funkmast bis zur Mobilfunklizenz alles aus dem ­Boden zu stampfen ist unmöglich. WEtell-Kunden werden im D-Netz telefonieren. Aber die Energiemenge, die WEtell-Kunden mit ihren Handys ­verbrauchen (und sogar noch ­etwas mehr), wird als Ökostrom produziert und ins ­Gesamtnetz eingespeist. Und WEtell speichert so wenig ­Daten wie möglich, soweit es die Gesetze zulassen. „Schluss mit dem Raubbau an unserem Planeten, dem Datenmissbrauch und der Täuschung von Kunden“, heißt es im ­WEtell-Crowdfunding-Aufruf. Alma Spribille legt sich mit drei wahren Riesen an: Vodafone, O² und der Telekom. Wenigstens denen kann sie jetzt aufs Dach steigen.

Coffee to bring back

Wie das Münchner Startup reCup den „To go“-Becher abschaffen will.

Foto: Recup

Wie viel seiner Weisheit verdankt Deutschland, das Land der Dichter und Denker, eigentlich dem Kaffee? Dessen wachmachender Wirkung widmete sich schon Johann Wolfgang Goethe um 1800 herum. Heute trinkt man den Kaffee gerne „to go“. Und das leider aus Wegwerfbechern, die sich gerade auch in Müllkörben von Uni-Vierteln in rauen Mengen finden. Diese Kaffee-Müllberge störten die Studenten Fabian Eckert und Florian Pachaly so sehr, dass sie im Jahr 2016 das Münchner Start-up „reCup“ gründeten. Eckert hatte zuvor seinen ­Abschluss in „Leadership for Sustainability“ an der Universität Malmö gemacht und sich im Masterstudium auf den Aufbau nachhaltiger Unternehmen spezialisiert. Die Geschäftsidee der beiden: Coffee-to-go-Einwegbecher, die der Kunde für einen Euro Pfand erhält und die nach dem letzten Schluck deutschlandweit bei inzwischen mehr als 2800 reCup-Partnern wie etwa Bäckern oder Tankstellen gegen Pfanderstattung zurückgegeben werden können.

Kein leichtes Unterfangen, schon wegen der strengen und zahlreichen deutschen Lebens­mittelvorschriften, die einzuhalten sind. Auch die Suche nach dem richtigen Material für die Becher war kompliziert – nach allen Abwägungen gewann Plastik gegen Bambus. Als Ziel haben sich die beiden Gründer eine neunstellige Zahl vorgenommen: Sie wollen Einwegbecher für den Kaffee to go abschaffen und damit jährlich 2,8 Milliarden Wegwerfverpackungen einsparen. Klingt ambitioniert, aber es bleibt nebenbei sogar noch Zeit für Wachstum: Die ­reBowl, eine Pfand-Essensschüssel, befindet sich bereits in der Testphase.

Schmuck für die Meere

Die Bracenet-Gründer kämpfen mit Armbändern aus Netzen gegen die Verschmutzung der Ozeane.

Foto: hellobeautifulphotography.bracenet

Acht verschiedenfarbige Bracenet-Armbänder gibt es auf der hauseigenen Website zu bestellen. Die breite Auswahl ist schön für Kunden – hat aber einen bitteren Bei­geschmack. Benannt sind die Armbänder nämlich nach den Meeren, in denen die Fischernetze ge­funden wurden, aus denen der Schmuck hergestellt wird: So gibt es etwa die Armbänder „Baltic Sea“, „Adriatic Sea“, „Red Sea“, „Pacific 2“, „Irish Sea“ und „Bering Sea“. Der Bracenet-Shop dokumentiert damit ein globales Problem: Die Ozeane sind zu Müllhalden verkommen. Madeleine von Hohenthal und Mitgründer Benjamin Wenke entdeckten 2015 beim Tauchen vor Tan­sania weg­geworfene Fischer­netze, genannt Ghostnets. ­Darin verendeten Fische, Krabben, Schildkröten. „Vor der Küste Afrikas sind die ­großen Fangflotten, aber alte Netze findet man selbst an ­abgelegenen Orten der Arktis, wo nicht gefischt wird“, erzählt sie. Netze werden auch absichtlich versenkt, damit mehr Platz für den Fang an Bord ist – Thunfisch ist wertvoller als Polyethylen. Andere Netze bleiben beim Schleppnetzfang an Riffen oder Schiffswracks hängen.

Bilder davon reichten nicht, fand sie, da kam der Geistesblitz: Lass uns etwas daraus machen, bei dem das Netz erkennbar ist – ein emotionales Armband. Rund 150 Taucher sammeln seither Netze ehrenamtlich ein, von den Niederlanden bis in den Libanon. Bracenet unterstützt die ­Umweltorganisation Healthy Seas, die Bergungsmissionen und Taucherausrüstung finanziert. 150 Taucher können die Weltmeere nicht säubern, aber genug Material für viele schmucke Armbänder für je 19 Euro besorgen. Geplant sind weiters Hundeleinen, Einkaufsnetze und Hängematten. Das Thema ist damit auch groß in den Medien, fast täglich gibt es Kooperationsanfragen. „Da sind bekannte Namen ­dabei, die wollen hunderttausende Armbänder abnehmen, aber wir schauen uns deren Produktionsabläufe genau an. Sind die nicht okay, sagen wir ab“, so von Hohenthal.

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