Life & Style „Alle waren geblendet“: Tamir Ardon über die Ikone John DeLorean

„Alle waren geblendet“: Tamir Ardon über die Ikone John DeLorean

Hat sich Ihr Blick auf ihn durch den Film geändert?

Während der Dreharbeiten habe ich definitiv ein paar neue Dinge gelernt. Aber das meiste wusste ich schon. Ich kannte die Geschichte ja durch und durch, ehe es mit dem Film losging. Ich liebe das Auto und bin ein Fan des Typen. Aber das macht mich nicht blind für all die negativen Dinge. Ich habe immer einen sehr ausgewogenen Blick beibehalten, wer John war. Tatsächlich denke ich, dass ich seine Fehler genauso sehr schätze wie seine Vorzüge. Die Drogenrazzia und das ganze Geldwäschezeugs sind natürlich nichts, was man auf einen Sockel stellen sollte. Aber es gehört dazu und hat Anteil dran, dass John so eine faszinierende Figur ist.

Haben Sie ein Beispiel, an dem sich die Faszination festmachen lässt?

John DeLorean war wirklich die erste Person, die sich selbst zur Marke gemacht hat. Wie das geht, wusste er durch das, was er bei GM erreicht hatte. Dort machte er Product-Placement, bevor es den Begriff Product-Placement überhaupt gab. In seiner Zeit als Chef der Konzernmarke Pontiac stellte John für TV-Shows kostenlos Autos zur Verfügung, weil er wusste, wenn sie diese Muscle-Cars in ihre Fernsehsendungen einbauen, würden Zuschauer sie kaufen wollen. Die Führungsleute bei GM waren völlig überrumpelt und angepisst, dass John Autos im Wert von 100 000 Dollar weggegeben hatte. Aber er sagte ihnen: Hören Sie, wir geben 100 000 Dollar für kostenlose Autos aus, aber wir werden Millionen verdienen. John war seiner Zeit voraus, wenn es darum ging, wie man etwas promotet. Und er erkannte, dass am Ende des Tages das Wichtigste ist, sich selbst zu promoten.

Wie hat er das gemacht?

Er nahm ab, ließ sich die Haare wachsen, ließ sich das Kinn machen, trug schicke Anzüge. Er ließ sich scheiden und fing an, Supermodels zu daten, heiratete eins. Alles war darauf ausgerichtet, sich selbst als Marke zu definieren.

Was brachte das fürs Business?

Zum Beispiel den Belfast-Deal. Den hat er in weniger als 40 Tagen abgeschlossen, das ist unglaublich. Ich kann nicht einmal ein Haus in weniger als 60 Tagen kaufen. John hat einen 140-Mio.-Dollar-Deal mit der britischen Regierung abgeschlossen, um ein Auto zu bauen – allein basierend auf seinem Ruf und seinem Namen. Aber die Wahrnehmung ist nicht immer die Realität. John hatte damals schon Leichen im Keller, aber keiner hat sie gesehen, weil alle von seinem Lifestyle geblendet waren. Seziert man aber die Art und Weise, wie er Geschäfte gemacht hat, betrachtet man seine Entscheidungen, die ihn in die Drogengeschichte geführt haben oder zur Unterschlagung von Geld, dann scheinen diese Dinge nicht so schockierend zu sein. Bis dahin aber konnte er alles ohne Konsequenzen tun. Das ist in meinen Augen das größte Take-away der John-DeLorean-Story: Jemand, der überlebensgroß wird, ist in der Lage, mit Dingen durchzukommen.

Gibt es heute noch Typen wie John DeLorean?

Auf jeden Fall. Elon Musk ist ein großartiges Beispiel, ein ziemlich offensichtliches. Musk folgt genau der gleichen Formel wie John DeLorean. Er sagte, er wolle ein umweltfreundliches Auto bauen. John DeLorean sagte, er wolle ein „ethical sportscar“ bauen, das nicht rosten würde und einen geringen Verbrauch hätte. Beide begannen mit Sportwagen, weil sie wussten, dass das der beste Weg zum Markteintritt war. Im Unterschied zu Tesla hatte DeLorean nicht genug Zeit, um mit der Herstellung der Limousine fortzufahren, aber genau das war Johns Plan. Es gibt Zeichnungen für einen viertürigen Wagen, wie Musk nun einen baut. Und ich will gar nicht mit der Tatsache anfangen, dass die Falcon-Türen des Tesla X offensichtlich die Gullwing-Flügeltüren eines DeLorean sind. Alles, was Musk tut, geht irgendwie in die gleiche Richtung wie das, was John versucht hat zu tun. Natürlich hat Musk es viel weiter gebracht. Aber noch ist seine Geschichte nicht zu Ende. Sie wird gerade geschrieben. Wer weiß, was mit ihm und seinem Unternehmen passieren wird?

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