Life & Style Taylor Swift und Batman haben das gleiche Problem mit moderner Technologie

Taylor Swift und Batman haben das gleiche Problem mit moderner Technologie

Vorsicht, diese These kommt steil: Taylor Swift bedient sich neuester Technologien für Events und Security wie Batman für die Verbrechensbekämpfung. Beide haben am Ende dasselbe Problem.

Es gibt diese Szene in Christopher Nolans „The Dark Knight“, in der Batman Lucius Fox bittet, das Überwachungssystem zu koordinieren, mit dessen Hilfe er den Joker finden will. Dafür wurde praktisch jedes Handy in Gotham City gehackt und in ein Mikrophon verwandelt, deren Signale sich zu einer riesigen Sonar-Karte der Stadt verdichten. „Das ist falsch“, sagt Lucius Fox. „Ich muss diesen Mann finden“, kontert Batman. „Zu welchem Preis?“, fragt Fox.

Ja, zu welchem Preis die Menschheit neue Technologien einsetzt, beschäftigt die Popkultur spätestens seit der Quasi-Erfindung der Science-Fiction durch Mary Shelley’s „Frankenstein“. Dass Vertreter derselben auch im realen Leben technologische Innovationen adaptieren und sich damit hervortun, passiert hingegen weniger häufig. Es sei denn, man hat ein für sich begründetes Interesse und die nötigen Mittel dazu. Taylor Swift ist so jemand. Wie der Rolling Stone berichtet, wurde bei einem ihrer Konzerte im Mai eine Gesichtserkennungstechnik eingesetzt, die offenbar heimlich Besucher scannte, um bekannte Stalker Taylor Swifts ausfindig zu machen. Dazu wurden die Bilder, die an einem Kiosk von Besuchern aufgenommen wurden, an eine Datenbank gesendet, um sie abzugleichen. So berichtete es ein Sicherheitsexperte für Konzertveranstaltungen, dem das Demo-System dort vorgeführt wurde.

Nun ist ja Überwachung bei Großveranstaltungen keine Neuigkeit mehr und jedem Dauerkarteninhaber in der Fankurve ein Begriff, zum Zwecke der Sicherheit, versteht sich. Dass Taylor Swifts Konzertbesucher nun gescannt wurden, war an diesem Tag jedoch keinem der Besucher bewusst. Was mit den Bildern gemacht wird, wer die Rechte daran besitzt, wo sie gespeichert werden und wie lange? Tja.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Swift, beziehungsweise ihr Team, mit neuen Technologien rund um ihre Konzerte hervortut: Für den Ticket-Verkauf zu ihrer „Reputation“-Tour hatte sie sich mit dem Ticket-Shop Ticketmaster zusammengetan, um gegen professionelle Weiterverkäufer vorzugehen, die Karten gewinnbringend weiterverkaufen. Nur noch echte Fans sollten an die Karten kommen und nicht etwa die Bots der Betrüger. Hierzu musste man sich für ein Bonusprogramm registrieren und Punkte sammeln, um in der digitalen Warteschlange nach vorne zu kommen. Punkte gab es zum Beispiel für die Anmeldung beim Newsletter oder das Ansehen eines neuen Taylor-Swift-Videos. Viel mehr Punkte gab es jedoch, wenn man das Album vorbestellte oder teures Merchandise kaufte.

Die Beweggründe hinter dem Zweck

Damit steht die Frage nach Beweggründen im Raum, die möglicherweise noch hinter diesem Service für „echte Fans“ oder – wie im Mai – einem begründeten Sicherehitsbedürfnis gegenüber Stalkern stehen könnten. Ticketmaster hatte ebenfalls im Mai ein Investment in das Startup Blink Identity verkündet, die an automatischer Gesichtserkennung bei sich bewegenden Personen arbeiten. Man erhoffe sich dadurch gestaffelte und effizientere Einlasskontrollen. Ob es sich beim Konzert jedoch um deren Software handelte, ist nicht bekannt. Trotzdem ist der Gedanke, diese Art von Software auch zum Herausfiltern bestimmter Personengruppen einzusetzen, nicht weit entfernt.

Was würde dann geschehen? Würden dann zum Beispiel Taylor Swifts Stalker am Eintritt gehindert? Und sollten sie das? Wer haftet bei fehlerhafter Identifikation? Nach welchen anderen Kriterien würden Veranstalter anfangen, Besucher vorzusortieren? Es müssten nicht nur zahlreiche rechtliche Fragen wie die des Hausrechts oder des Zugriffs auf die Daten sowie deren Auswertung und Speicherung geklärt werden. Vielleicht müssten wir darüber hinaus auch anfangen, neu über den Zugang zu Events und gesellschaftliche Partizipation insgesamt nachzudenken, wenn Veranstalter irgendwann anfangen, sich ihr Publikum auszusuchen.

Die Frage nach dem legitimen Mittel und potenzieller Zweckentfremdung ist das vielleicht zentralste Thema im gesamten Batman-Universum. Batman umgeht die rechtlichen Fragen der Zuständigkeit und des staatlichen Gewaltmonopols, und das ist ihm bewusst. Daher macht er in „The Dark Knight“ Lucius Fox zur einzigen Person, die Zugriff auf sein Überwachungssystem hat. Der erklärt sich übrigens am Ende doch dafür bereit, Batman damit zu helfen. Nur ein einziges Mal, nur für diesen Zweck. Als der Auftrag erfüllt ist, gibt Fox ein Passwort ein, das aus seinem Namen besteht. Das System zerstört sich daraufhin selbst.

 

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