Leadership & Karriere Wie junge Unternehmer ältere Mitarbeiter führen können

Wie junge Unternehmer ältere Mitarbeiter führen können

Menges vermutet, dass es noch andere Unterschiede gibt zwischen Startups mit jungen Gründern und größeren Unternehmen, die junge Mitarbeiter in Führungspositionen befördern. „Die jungen Gründer, die ältere Mitarbeiter aktiv einstellen, wollen ja bewusst von der Erfahrung und Perspektive profitieren.“ Das sei die Grundlage dafür, dass man respektvoll miteinander umgeht.

So beschreibt es auch Wittrock. Bei Mymuesli arbeitet zum Beispiel seit zehn Jahren Conny Bauer, die inzwischen über 50 ist und somit deutlich älter als der Durchschnitt im Unternehmen. „Bei ihr war es ganz klar Erfahrung, etwa in der Logistik, die wir eben nicht hatten. Sie wurde damals unsere Produktionsleiterin.“

Respektieren und respektiert werden

Diese Anerkennung von Lebens- und Berufserfahrung ist es am Ende, die zählt, wenn es um ein erfolgreiches Zusammenarbeiten von älteren und jüngeren Menschen geht. Das bestätigen alle Interviewpartner. Röser hat mit der Zeit viel dazu gelernt: „Am Anfang musste ich beweisen, dass ich fähig bin, ein Unternehmen zu führen. Dabei zählte nicht nur mein Fachwissen, sondern auch, dass ich Lernbereitschaft gezeigt habe. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden.“

Mymuesli-Gründer Max Wittrock © mymuesli/Viktor Strasse

Wie bei allen Diversitythemen geht es laut Menges um Perspektivwechsel. „Als junger Chef sollte man einen besonders rücksichtsvollen und respektvollen Umgang mit älteren Mitarbeitern pflegen.“ Röser bestätigt das: „Man sollte auf Augenhöhe kommunizieren. Nicht, dass ich als junge Chefin da rein komme und denke, ich weiß alles besser.“

Wittrock betont, dass diese Empathiefähigkeit besonders wichtig für Unternehmen ist, die anders arbeiten als die älteren Mitarbeiter es vorher gewohnt waren: „Für einen jungen Chef ist es wichtig zu verstehen, dass man gerade bei einem neuen Geschäftsmodell keine unfairen Erwartungen haben darf an jemanden, nur weil der schon seit 30 Jahren Sales macht.“

Offenheit auf beiden Seiten

Der Perspektivwechsel müsse aber von beiden Seiten praktiziert werden, betont er: „Jemand mit viel Erfahrung sollte bei seiner neuen Chefin oder seinem neuen Chef nicht ständig denken: Ach, viel zu jung, das weiß ich doch viel besser, ich mach das ja schon ewig.“ Diese Erfahrung hat Röser stets gemacht: „Die ältere Generation ist durchaus offen dafür, neue Dinge zu lernen und umzusetzen.“

Es bringt nichts, die Herausforderungen, die durch Altersunterschiede aufkommen, unter den Teppich zu kehren. Es gibt sie und wenn man sie nicht aktiv annimmt, werden sie im Zweifel zu wirklichen Problemen. Doch jüngere Chefs können von der Erfahrung älterer Mitarbeiter profitieren. Gerade Startups können erfahrende Experten gut gebrauchen. Deswegen sollten junge Gründer und Führungskräfte auf zwei Dinge achten:

Sie sollten ihre eigene Perspektive offen kommunizieren und genauso offen sein, eine ältere Perspektive anzunehmen. Und sie sollten nicht meinen, dass sie alles besser wissen, sondern die Erfahrung Älterer wertschätzen und Lernbereitschaft zeigen. Dann können alle von der Zusammenarbeit profitieren.

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