Female Entrepreneurship “Ein Chatbot, um sich besser am Arbeitsplatz zu wehren“

“Ein Chatbot, um sich besser am Arbeitsplatz zu wehren“

Seit Kurzem gibt es auch eine Version für Arbeitgeber, ein „Tool for Teams“. Was hat es damit auf sich?

Wir haben ein Backend für die Arbeitgeber kreiert, wodurch die Unternehmen besser die Reports zugeteilt bekommen und selber antworten können. Auch wenn jemand anonym bleibt, kann man dieser Person sagen „Wir hören dich“.

Welche Rolle spielt Ihr Startup dabei?

Wir sind der Mittelmann. Wir werden niemals Daten verkaufen und speichern so wenig wie möglich. Aber wir verkaufen das Backend und helfen damit den Firmen selbst, ihre Arbeitskultur zu verbessern.

Wollen die Firmen denn ihre Kultur verbessern?

Die Nachfrage ist groß und kommt aus komplett unterschiedlichen Industrien, wie Oil & Gas, Pharmaindustrie, einem Coffee Shop. Das war überraschend, denn wir dachten an Finance, Tech, Silicon Valley, vielleicht Hollywood. Aber von diesen Firmen kam immer dieselbe Antwort: „Wir haben eine tolle Kultur. Belästigung ist etwas, was Andere machen.“ Auch im deutschen Raum gibt es wenig Einsicht. Daher arbeiten wir aktuell nur mit Firmen, die von selbst zu uns kommen und einsehen, dass es ein Problem in ihrer Kultur gibt.

Spot fragt genau nach, um jedes Detail herauszukitzeln.

Von welcher Art von Problemen sprechen wir eigentlich?

Es geht von Rassismus, über Sexismus, bis zu sexueller Belästigung. Männer und Frauen sind betroffen. Gerade sind wir in der ersten empirischen Studie zu Spot und analysieren die PDF’s, die uns Menschen für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt haben. Die Wissenschaft geht also weiter. Ich habe direkt zwei Forschungsassistenten eingestellt, die zu Belästigung und Diskriminierung forschen. Wir wollen, dass die Diskussion inklusiver und breiter wird und nicht nur ein Pool für Frauen und Sexismus bleibt.

Wie kommt man überhaupt als Wissenschaftlerin auf die Idee zu gründen?

Ich hätte nie in meinem Leben gedacht, dass ich je eine Firma gründe. Aber vor einem Jahr habe ich Phil Libin, den Co-Founder der Gedächtnisapp Evernote, auf einer Konferenz kennengelernt. Wir haben den ganzen Abend über künstliche Intelligenz und unsere Projekte geredet. Zwei Wochen danach habe ich einen Talk über falsche Erinnerung in seinem Projekt gegeben und dort meine zwei Co-Founder kennengelernt. Das war dann fast explosiv: Wir waren drei Tage nur in Co-Working Spaces, haben die Whiteboards vollgemalt. Dann kamen wir auf die Idee, meine Forschung zu falscher Erinnerung und das Thema Belästigung am Arbeitsplatz zu verbinden. Denn es fing gerade das #MeToo-Movement an, bei dem auch Fahrer beschuldigt und viele Menschen gefeuert wurden. Nach drei Tagen war ich Co-Founder. Es war gerade Independance Day in Amerika und wir saßen am Abend auf einem Dach in San Fransisco, schauten uns das Feuerwerk an und dachten „so fängt es an.“

Im Februar ging die Website live, mittlerweile wurde schon über 1500mal gechattet. Was sind die zukünftigen Projekte von Spot?

Ich kreiere Educational Videos, in denen ich erkläre, was Diskriminierung und Belästigung ist. Viele Menschen verstehen nämlich nicht, worum es hier geht und wie man das identifizieren kann. Im nächsten Jahr bauen wir einen intelligenten Hintergrund, mit dem die Firmen die Reports nach Keywords analysieren können – eine Pattern Recognition. Kommen Reports zum Beispiel immer donnerstags, liegt das vielleicht an einem großen Meeting, wo sich ein Manager nicht gut gegenüber Angestellten verhält.

Zum Abschluss, haben Sie eine Zukunftsvision?

Ich hoffe, dass es irgendwann der neue Standard ist, dass Menschen einen anonymen Online-Reporting-Prozess haben.

 

In unserer aktuellen Ausgabe beschäftigen wir uns ausführlich mit neuen Trends in der HR-Branche. Die Titelstory dreht sich um Ex-StudiVZ-Chef Michael Brehm. Mit seinem neuen Startup verfolgt er eine radikale Vision: KI soll Menschen trainieren, damit sie gegenüber KI konkurrenzfähig bleiben. Mehr Infos gibt es hier.

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