Female Entrepreneurship Girls‘ Day: TomToms Corinne Vigreux über Frauen in der Tech-Branche

Girls‘ Day: TomToms Corinne Vigreux über Frauen in der Tech-Branche

Corinne Vigreux gründete 1991 mit ihrem Mann und zwei Entwicklern ein Tech-Startup namens Palmtop Software. Knapp ein Jahrzehnt später verkauften sie unter dem Namen TomTom Millionen von Navigationsgeräten. Heute beschäftigt TomTom mehr als 4000 Mitarbeiter. Co-Founderin Vigreux setzt sich für mehr Frauen in Tech-Berufen, insbesondere der Softwareentwicklung ein und rief eine neue Coding-Schule in Amsterdam ins Leben. Anlässlich des Girls‘ Days haben wir mit ihr über Frauen in der Tech-Industrie gesprochen.

Corinne Vigreux, Sie haben TomTom zu einer Zeit gegründet als Frauen in der Branche noch eine Seltenheit waren. Hatten sie es schwerer als Frau?

Ich hatte das Glück, immer mit Männern zusammenzuarbeiten, die mir viel Verantwortung übertragen und mir vertraut haben. Dadurch hatte ich zu Beginn meiner Karriere nie das Gefühl, dass mein Geschlecht eine Rolle gespielt hat. Erst als ich älter wurde stellte ich fest, dass ich häufig die einzige Frau in Meetings war. In der Tech-Branche sind naturgemäß überdurchschnittlich viele junge Leute aktiv, doch mit wachsendem Alter verliert die Industrie viele Frauen, zum Beispiel wenn diese ihr erstes Kind bekommen.

Wie sieht das heute aus? Glauben Sie, Frauen haben es immer noch schwerer, erfolgreich zu sein?

Frauen tendieren dazu Perfektionistinnen zu sein und sehr kritisch mit sich selbst umzugehen. Bei Stellenausschreibungen fokussieren sie sich eher auf ihre Schwächen, während Männer ihre Stärken in den Vordergrund stellen. Um erfolgreich Karriere zu machen, muss man sich aber nicht nur selbst auf die eigenen Stärken konzentrieren und diese gut verkaufen sondern auch darauf achten, dass die Vorgesetzten wissen, was man erreichen möchte.

Ich war nie schüchtern. Ich bin zu meinem Boss gegangen, habe gesagt was mir nicht gefallen hat und um mehr Verantwortung gebeten. Gerade zu Beginn der Karriere hat man doch nichts zu verlieren. Trotzdem sehe bei meinen eigenen Mitarbeitern, dass ich häufig nur von den Männern weiß, was ihre Ziele sind. Auch Frauen sollten sich dementsprechend mehr mitteilen. Dafür mangelt es vielen an Selbstbewusstsein, aber das lässt sich trainieren.

Wie?

Indem man sich immer wieder aus der eigenen Komfortzone zwingt. Man stellt jedes Mal fest, dass es funktioniert und dann muss man es wieder tun. So bildet sich nach und nach Selbstbewusstsein.

Gab es einen Moment in ihrer Karriere in dem das schief gegangen ist?

Als wir 2001 mit einer selbstentwickelten Smartphone-Software scheiterten, waren wir noch eine sehr kleine Firma mit wenigen Mitarbeitern. Es war schrecklich für mich als wir das erste Mal Mitarbeiter entlassen mussten. Wir entschieden uns daraufhin zur Navigationstechnologie zurückzukehren. Das war eine große Herausforderung, aber sie brachte uns schlussendlich auch den Erfolg.

Sie werden häufig als Vorbild für Frauen im Tech-Business bezeichnet. Hatten Sie selbst Vorbilder?

Meine Vorbilder waren News-Moderatorinnen, diese smarten, intelligenten Frauen, die die 8-Uhr-Nachrichten präsentiert haben. Es gab in meiner Umgebung einfach nicht viele Frauen, die als Vorbilder hätten dienen können und diese Moderatorinnen aus dem Fernsehen haben mich inspiriert.

Sehen Sie sich eigentlich als Feministin?
Frauen sind sich gegenseitig ihre stärksten Feindinnen. Die, die arbeiten, verurteilen die, die Zuhause bleiben und umgekehrt. Wir richten ständig über uns, anstatt unsere gegenseitigen Entscheidungen zu respektieren. Ich möchte zeigen, wieviel Spaß arbeiten machen kann und was für Vorteile es hat finanziell unabhängig zu sein. Doch ich möchte keiner Frau vorschreiben für was sie sich entscheiden soll, sondern dafür sorgen, dass sie ihre Möglichkeiten kennt. In dem Sinne bin ich wahrscheinlich Feministin.

Im Herbst eröffnet die Coding-Schule Codam in Amsterdam, an deren Gründung Sie beteiligt waren. Richtet sie sich vornehmlich an Frauen?

Softwareentwickler – ich nenne sie gerne Digitale Visionäre – programmieren die morgige Welt. Sie muss von einem Mix aus Frauen und Männern gestaltet werden. Mir ist es darum sehr wichtig, dass mindestens 40 Prozent Frauen mitmachen.

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