Leadership & Karriere Talent oder Training: Kann jeder ein guter Redner werden?

Talent oder Training: Kann jeder ein guter Redner werden?

Joe Biden, Vizepräsident unter Barack Obama, hatte sich bereits mit 29 in den US-Senat geredet. Eine steile Karriere, die in hohem Maße auf seine rhetorischen Fertigkeiten zurückzuführen ist. Viel eindrucksvoller ist das vor dem Hintergrund, dass er bis weit in seine Studienzeit hinein ein starker Stotterer war.

Das hat er zum Beispiel mit König George VI. von England gemein, dessen Geschichte im Kinofilm „The King’s Speech“ detailliert nachgezeichnet wurde: Trotz schweren Stotterns gelang es ihm, die ganze Nation für den bevorstehenden Krieg zu motivieren. Weil die Motivation hoch genug war – und weil ihm gezeigt wurde, wie es geht.

Reden lernen bedeutet entgegen landläufiger Meinung nicht, etwas völlig Neues lernen zu müssen. Es heißt vielmehr, bestehende Fähigkeiten auf einen anderen Kontext zu übertragen, nämlich vom Dialog auf den Monolog. Wer jemals eine einzige interessante Unterhaltung mit einem anderen Menschen geführt hat, verfügt bereits über alle praktischen Fertigkeiten, die auch ein guter Redner anwendet.

Die Zugangsschwelle ist also viel niedriger, als die meisten Menschen glauben. Wenn sie einmal überwunden ist, ist alles weitere erlernbar. Reden ist eine trainierbare Kompetenz. Ein Satz von Lehren und Werkzeugen, die vermittelbar sind und sich durch Übung vertiefen lassen.

Die Entwicklung guter Redner lässt sich also klar abbilden:

  1. Die eigene Überzeugungskraft entdecken (durch ein gelungenes Gespräch, ein Aha-Erlebnis im Alltag, einen Anschub von außen, eine starke Motivation oder auch durch den Sprung ins kalte Wasser),
  2. die nötigen Kompetenzen erlernen und trainieren und dann
  3. reden,
  4. reden,
  5. reden.

Wer sich für einen schlechten Redner hält, hat es in Wahrheit nur noch nicht wirklich versucht. Deshalb soll zum Schluss einer zu Wort kommen, der viel Zeit in seine rhetorische Ausbildung investiert und damit sehr viel Ruhm erworben hat, nämlich Cicero: Gute Redner werden nicht geboren, sie werden gemacht.

 

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