Productivity & New Work Prokrastination: Aufschieberitis und ihre Nebenwirkungen auf Jobsuche

Prokrastination: Aufschieberitis und ihre Nebenwirkungen auf Jobsuche

„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“ – diesen nervigen Spruch hat wohl jeder von uns schon einmal gehört – von der Mutter, Lehrern, Professoren oder sogar Freunden. Leuchtet soweit ja auch erst einmal ein –  in der Realität sieht das jedoch oft ganz anders aus. Seit Wochen nimmt man sich vor, endlich mal das XING-Profil auf Vordermann zu bringen, den Lebenslauf zu aktualisieren oder passende Stellen für den Jobwechsel herauszusuchen. Doch plötzlich gibt es da tausend andere Dinge, die einem wichtiger erscheinen – sogar Putzen macht auf einmal unglaublich viel Spaß. Das Phänomen Prokrastination ist in unserer heutigen Generation präsenter denn je, vor allem, wenn es um die Themen Jobsuche und Bewerbung geht.

Prokrastination – was ist das überhaupt?

Prokrastination, zusammengesetzt aus den lateinischen Wörtern „pro“ (vertragen) und „cras“ (morgen), bezeichnet das Aufschieben oder Vertagen von Aufgaben. Oft bis hin zu der Grenze, an der es dann fast zu spät ist und sich Prokrastination in enormen Druck verwandelt. Es handelt es sich dabei meist um Aufgaben, auf die man generell keine Lust hat, bei denen man entweder nicht so genau weiß, wie man sie lösen soll oder aber um Aufgaben, bei denen man sich unsicher ist, ob man sie überhaupt lösen kann. Solche Aufgaben erst mal nach hinten zu Verschieben und somit dem Konflikt auszuweichen, ist da zunächst die natürliche Reaktion. Wird das allerdings zur Gewohnheit, kann dauerhafte Prokrastination auch zu gesundheitlichen Schäden führen. Prokrastinierer leiden oft häufiger an Erkältungen, Magenproblemen und Schlafstörungen. Die Betroffenen bemerken zwar selbst, dass das Aufschieben am Ende mehr Stress mit sich bringt, als die Aufgaben direkt zu erledigen – dennoch mangelt es vielen an Einsicht.

Nebenwirkungen auf die Jobsuche

Besonders wenn man gerade vor dem Berufseinstieg oder dem Jobwechsel steht, ist die Gefahr in die Prokrastiniations-Falle zu tappen sehr groß. Bewerbungen schreiben? Mach‘ ich morgen! Kaum eine Aufgabe ist lästiger und zeitraubender als das Verfassen einer qualitativ hochwertigen Bewerbung. Schließlich ist es meist nicht mit einer einzigen Bewerbung getan. Vor allem wenn es um den Berufseinstieg geht, ähnelt die Bewerbungsphase oft einer Massenproduktion. Dass man darauf keine Lust hat, ist verständlich. Den Bewerbungsprozess also erst mal aufzuschieben ist bequem und (zumindest temporär) nervenschonend.

Doch plötzlich kommt das Ende der Bewerbungsfrist immer näher. Zwei der fünf Stellenausschreibungen, die man sich zurechtgelegt hat, sind schon nicht mehr verfügbar. Was jetzt? Plötzlich verwandelt sich die Bequemlichkeit in Druck – und kaum etwas beeinflusst das Verfassen von Bewerbungen negativer als Zeitdruck. Einige Bewerber verhalten sich in solch einer Situation natürlich besonders clever und denken sich: Warum sollte ich mich stressen? Ich google einfach schnell nach einer Bewerbungsvorlage, vervollständige via copy and paste meine persönlichen Daten und fertig! Besser nicht, denn die geschulten Augen der Personaler erkennen solche 0-8-15 Bewerbungen sofort. Doch auch, wenn du schlauer bist und dich nicht auf solche Vorlagen verlässt, schleichen sich unter Druck oft Fehler und Schlampigkeiten ein. Buchstabe vergessen, Ansprechpartner falsch oder Bewerbung an das falsche Unternehmen versendet – solche Fauxpas passieren unter Zeitdruck sehr schnell.

Wie lässt sich das vermeiden?

Was hilft wirklich gegen Prokrastination? Es gibt leider kein Patent-Rezept für die wirkungsvolle Vermeidung von Aufschieberitis. Und seien wir ehrlich: Es wird immer wieder eine Situation aufkommen, in der wir eine ätzende Aufgabe aufschieben werden – dennoch gibt es kleine Tricks, mit der sich die Versuchung des Aufschiebens mindern oder sogar eliminieren lässt:

Der Klassiker: die To-Do Liste

Schon tausend Mal gehört, oft aber hilft das Erstellen einer To-Do Liste wirklich! Schon allein das zusammentragen aller Aufgaben, die man erledigen muss, hat bei vielen einen motivierenden Effekt. Klar, eine Übersicht aller To-Do’s zu haben, beugt Prokrastination nicht vor – minimiert jedoch die Versuchung. (Vorausgesetzt natürlich man erstellt die Liste im Voraus.) Auch das penetrante positionieren der Liste an einer Stelle, an welcher man sie garantiert nicht übersehen kann und mehrmals täglich mit ihr konfrontiert wird, hilft!

Bleib realistisch!

Ein weiterer Faktor, der Prokrastination vorbeugt oder zumindest mindert, ist das Setzen realistischer Ziele. Zehn Bewerbungen innerhalb von 24h? Never Ever! Planen vermindert den Druck und hilft so am Wirkungsvollsten gegen das Aufschieben (außerdem bleibt so auch noch Zeit für das Feierabendbierchen mit den Liebsten).

Positive Vibes!

Klingt wie ein abgedroschener Instagram-Spruch, hilft aber tatsächlich: Ändere deine Denkweise. Streiche Gedanken wie „Das schaffe ich nie.“ oder „Wie soll ich damit jemals rechtzeitig fertig werden?“ aus dem Repertoire. Ersetze sie mit: „Wie fange ich am besten an?“ oder „Das kann ich heute locker schaffen“.

 

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