Female Entrepreneurship Marvels Comicverkäufe sinken – der angebliche Grund ist äußerst kontrovers

Marvels Comicverkäufe sinken – der angebliche Grund ist äußerst kontrovers

Für was sind der Feminismus und andere Gleichberechtigungsbewegungen nicht schon alles verantwortlich gemacht worden. Für niedrige Geburtenraten seien sie verantwortlich oder für zunehmend „verweichlichte“ Männer – der Feminismus sei sogar Schuld daran, dass sich Frauen wie Gudrun Ensslin der RAF anschlossen. So weit, so absurd. Nun würde die Bemühung um Vielfalt, die sich zunehmend auch in der Popkultur niederschlägt, sogar dafür sorgen, dass die Comicbuchverkäufe einbrechen.

So zumindest lautet die Aussage des Marvel-Verkaufschefs David Gabriel, der auf einer Veranstaltung in der vergangenen Woche über aktuelle Verkaufszahlen sprach. „Was wir gehört haben ist, die Leute wollen nicht noch mehr Vielfalt. Sie wollen keine weiblichen Charaktere.“ Diesen Schluss ließe die Interpretation der Zahlen zu, nachdem keine Charaktere, die neu, weiblich oder schlicht keine von Marvels Kerncharakteren sind, erfolgreich seien.

Tatsächlich zeigt sich unter den Top 50 der in Amerika meistverkauften Comics ein klares Übergewicht von weißen, männlichen Charakteren. Doch neben Batman, Flash oder Spider Man sind ebenso Wonder Woman, Catwoman oder die Psychopathin Harley Quinn unter den Titeln zu finden.

Richtig ist, dass Marvel in relativ kurzer Zeit viele neue, nicht heteronormative Charaktere eingeführt hat. Zu den bekanntesten zählen die erste muslimische Ms Marvel Kamala Khan oder Black Panther. Richtig ist auch, dass einige davon nicht so gut laufen wie die Kerncharaktere, zum Beispiel Logan/Wolverine. Doch richtig ist auch, dass Marvels Comicverkäufe insgesamt rückläufig sind und der Verlag alles sofort wieder eindampft, was nicht nach einigen Ausgaben erfolgreich ist. Daher verbleiben mit „The Mighty Thor“, „Invincible Iron Man“ und „Black Panther“ eigentlich auch nur drei Reihen, deren Hauptfiguren tatsächlich als „diverse“ gelten können. Und der von Ta-Nehisi Coates geschriebene Black Panther war 2016 sogar der meistverkaufte Comic überhaupt.

Mag sein, dass Marvels Klassiker – gemessen an absoluten Zahlen – erfolgreicher laufen. Daraus abzuleiten, die Bemühung um Vielfalt sei verantwortlich für rückläufige Zahlen, ist aber zu kurz gegriffen und unterfüttert den ohnehin alten Vorwurf an Marvel, sich nur halbherzig gegen Rassismus und Sexismus in der Community zu engagieren.

 

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