Productivity & New Work “Eye to Eye“: Warum der Tierschutz jetzt auf Virtual-Reality setzt

“Eye to Eye“: Warum der Tierschutz jetzt auf Virtual-Reality setzt

Kunstblutverschmierte Körper, Menschen in Käfigen, Mehlbomben für Prominente im Pelz, Undercover-Videos aus der Massentierhaltung – PETA ist bekannt für ihre drastischen Aktionen, um für den Tierschutz zu sensibilisieren und über Missstände aufzuklären. Aber statt auf Schocker setzt die Organisation jetzt auf Empathie: Im Rahmen der Internet- und Technologiekonferenz re:publica in Berlin wurde das Projekt „Eye To Eye“ am 2. Mai vorgestellt, dabei handelt es sich um den ersten Virtual-Reality-Dialog zwischen Mensch und Tier. „Was wäre, wenn wir uns mit einem Tier unterhalten könnten? Was, wenn es uns fragen würde, warum wir es einsperren, essen und zu Kleidung verarbeiten? Zum ersten Mal begegnen sich Mensch und Tier auf Augenhöhe, für ein Gespräch, das uns die Augen öffnet – und die Herzen“, erklärt Ingrid Newkirk, Mitbegründerin und Präsidentin der Organisation und gibt damit den Startschuss für das soziale Experiment.

Auch wer Angst vor seinem schlechten Gewissen hat, es lohnt sich die VR-Brille mit dem Hasenlogo aufzusetzen. Irgendwie erfüllt man sich ja doch auch so einen Kindheitstraum, wenn man mal die Chance hat, mit einem Tier zu sprechen und viel mehr von ihm Antworten auf seine Fragen zu bekommen. Los geht’s: Die virtuelle Erfahrung startet in einem schwarzen Raum, direkt vor einem ein Hocker, auf dem der Hase dann Platz nimmt. Er fragt nach dem Namen und ob, man schon mal ein Haustier hatte und was mit diesem passiert ist. Ob das Tier sich frei bewegen konnte, hakt er nach. Und schon befindet man sich im Plausch über Freiheit mit einem Hasen.

Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts

Er hat keinen Namen und schnell wird klar, er lebt im Versuchslabor. In einen beengenden Glaskasten im grellen Licht, in den er direkt mitnimmt. Er erzählt mir, dass 1 Milliarde Tiere in Gefangenschaft leben und was Freiheit für ihn bedeutet. Er träumt von einem Leben im friedvollen Wald – und schon sind wir da. Doch dann tauchen vor uns Gitterstäbe auf und der Hase erzählt weiter vom qualvollen Schicksal vieler Tiere. Man landet sogar in einem Raum im Schlachthof, im Ohr hat man Geräusche von verendenden Tieren.

Man würde vielleicht erwarten, dass die Szenerie einem den Magen umdreht, aber bei dieser Aktion gehen sie nicht ans Äußere. Im Schlachtraum befindet man sich neben einem einen Haken, von dem Blut tropft. Ansonsten ist es hauptsächlich unangenehm und man fühlt schon sehr mit – auch ohne, dass man selbst digital geschlachtet wird.

Wenn man die Brille wieder abnimmt, liegt auf dem Hocker vor einem ein Briefumschlag: Darin ein Polaroidbild von dem Hasen mit einem simplen „Danke“. Der Brief ist ausführlicher, unter anderem steht da: „Uns alle verbindet so viel mehr, als es vielleicht den Anschein hat. Jeder von uns ist ein Individuum. Wir sind alle so unterschiedlich und doch nicht anders. Wir alle spüren Schmerz, Lieben unsere Familie und wollen mit Respekt behandelt werden…“

Wirklich smart: Hinter dem Hasen steckt kein Bot und auch keine künstliche Intelligenz, sondern ein Schauspieler, der das Tier in Echtzeit mimt. Ein von der Agentur Demodern extra für dieses Projekt entwickeltes Face-Reenactment-System überträgt Stimme und Mimik des Darstellers live auf den virtuellen Charakter.

Das Gespräch mit dem Hasen regt schon zum Nachdenken an: Kaufe ich Produkte, die an Tieren getestet wird? Wieso höre ich nicht genau jetzt komplett auf, Fleisch zu essen?

Machmal braucht es also eine Virtual-Reality-Brille, um etwas zu sehen, vor dem wir so oft die Augen verschließen.

Alle Interessierten haben noch bis zum 4. Mai die Möglichkeit auf der re:publica (Stand F06/Main Hall) diese Virtual Reality Experience live zu testen, danach geht der Truck auf Deutschlandtour. Die Termine gibt es dann auf eyetoeye.peta.de

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