Leadership & Karriere Sportpsychologie: Wie wir in wichtigen Momenten maximal abliefern

Sportpsychologie: Wie wir in wichtigen Momenten maximal abliefern

Was lehrt uns der Profisport für unser Berufsleben? Jede Menge, wenn es nach dem Sportpsychologen Jan Mayer geht. Er hat ein Buch darüber geschrieben, wie wir von Spitzensportlern lernen können, in richtigen Momenten abzuliefern – ob wir nun vor dem Chef pitchen oder im Auswahlverfahren Höchstleistung abrufen müssen.

Herr Mayer, folgende Szene: Deutschland im Finale, Verlängerung. Elfmeterschießen. Mesut Özil legt sich den Ball zurecht. Tausende gegnerische Fans pfeifen ihn aus. In ihm brodelt es, er darf jetzt aber nicht die Nerven verlieren. Ähnlich fühlt man sich vor einer wichtigen Präsentation vor dem Chef. Was raten Sie in solch einer Situation?

Zunächst die Überzeugung in die eigene Kompetenz: „Das kann ich. Den haue ich unter die Latte.“ Das führt dazu, dass der Sportler nicht verkrampft und den erforderlichen Bewegungsablauf zulässt. Hinderlich ist der Gedanke es besonders gut machen zu wollen. Das führt dazu, dass in den Bewegungsablauf bewusst eingegriffen wird.

Hat man denn Stressresistenz im Blut? Oder ist alles eine Frage der Übung?

Beides. Natürlich haben wir uns aufgrund von Persönlichkeit, Lerngeschichte und Sozialisation einen bestimmten Umgang mit Stress angeeignet. Allerdings kann ich auch bei einer eher ungünstigen Ausprägung den Umgang mit Stress optimieren und mich weiterentwickeln.

Sie arbeiten selbst mit Profisportlern zusammen, betreuen zum Beispiel den TSG 1899 Hoffenheim. Welche Parallelen gibt es zwischen dem Spitzensport und den Herausforderungen im Berufsleben?

Im Berufsleben begegnen wir häufig den gleichen Anforderungen wie im Spitzensport. Nicht umsonst wird von einer Leistungsgesellschaft gesprochen. Dabei handelt es sich eigentlich um zwei Herausforderungen. Erstens: Leistung, wenn’s drauf ankommt. Auch im Berufsleben müssen wir – wie der Elfmeterschütze – abliefern, wenn es drauf ankommt, wenn ich zum Beispiel im Meeting dran bin oder vor dem Chef überzeugen muss. Zweitens: nicht nur einmal, sondern immer wieder erfolgreich sein zu müssen. Einmaliger Erfolg führt zu Erwartungen wieder erfolgreich zu sein. Das kann immens unter Druck setzen.

Und wie können wir uns von diesem Druck lösen?

Die meisten Menschen scheitern nicht an Versagensängsten, sondern daran, dass sie es besonders gut machen wollen. Handlungen, die wir lange trainiert haben und gut beherrschen sind automatisiert. Wenn wir diese, nur weil es wichtig ist, plötzlich mit bewusstem Denken regulieren, blockieren wir uns.

Wie vermeiden wir das? 

Wenn ich verstehe, was da gerade in meinem Gehirn passiert, kann ich versuchen, mich nicht mehr mit dem Was – also zum Beispiel dem Inhalt der Präsentation – zu beschäftigen, sondern mit dem Wie: also der Art und Weise wie präsentiert werden soll, zum Beispiel, Körperhaltung, Betonung, Pausen. Viele Sportler nutzen Rituale um das Denken aktiv zu steuern und irrationale, störenden Gedanken abzustellen.

In ihrem Buch beschreiben Sie drei wichtige Phasen: die Vorbereitung auf den Wettkampf, den Augenblick unmittelbar davor und das Mittendrin. Seien wir ehrlich: Wir bereiten uns nicht immer ausreichend auf ein Termin vor. Wie schaffen wir es trotzdem im entscheidenden Augenblick Bestleistung zu bringen?

Vorbereitung ist natürlich das A und O. Auch hier macht es der Spitzensport vor: Es ist mmer wieder eindrucksvoll, wie intensiv und akribisch sich Sportler auf Großereignisse vorbereiten. Es geht also darum, akribisch zu arbeiten und Ablenkungen zu vermeiden. Multitasking ist extrem ineffizient.

Aber was machen wir, wenn uns die Zeit zur Vorbereitung fehlt?

Das Prinzip „Mut zur Lücke“ anwenden. Das kennen wir aus der Schule. Ich muss den Schwerpunkt auf die Dinge lenken, die ich kompetent vertreten kann.

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