Life & Style Selfmade Records: Jung, brutal erfolgreich

Selfmade Records: Jung, brutal erfolgreich

Kollegah, Karate Andi, Genetikk. Wer bei Selfmade Records signt, den bringt Label-Boss Elvir Omerbegovic an die Spitze der Charts. Immer? Immer.

Düsseldorf-Oberbilk stinkt heute nach Fisch. Ein Pärchen torkelt über den Gehweg, als ein schwarz glänzender Ferrari um die Ecke rast. Am Steuer Elvir Omerbegovic. Orange Bomberjacke, Jogginghose, Dreitagebart. Omerbegovic gibt Gas, über tiefgelbe Ampeln, bloß raus aus dem räudigen Düsseldorf, bloß weg aus der Gegend, in der er früher gearbeitet hat, und rein ins wohlhabende, glitzernde Düsseldorf rund um die Altstadt, wo Omerbegovic heute zu Hause ist.

Elvir Omerbegovic, 36, Sohn jugoslawischer Einwanderer, ist der Mann, der aus dem kleinen Hip-Hop-Label Selfmade Records den Most Valuable Player der Rapszene gemacht hat. Zweieinhalb Millionen verkaufte Tonträger, zehn Goldene Schallplatten, drei Mal Platin. „Jung, brutal, gutaussehend 2“ von Kollegah und Farid Bang: Platz eins. „Neues von Gott“ von Favorite: Platz eins. „Achter Tag“ von Genetikk: Platz eins. Überhaupt, alle anderen Veröffentlichungen von Selfmade in den letzten vier Jahren: Platz eins.

selfmade records
Kings unter sich: Elvir Omerbegovic und Rapper Kollegah

Als Omerbegovic, der gerne erwähnt, dass er eine Garage voller Sportwagen besitzt, 2014 zusätzlich zu seinem Job als Labelchef und Unternehmer auch noch Partner des Musikgiganten Universal Music wird, lässt er sich zum President of Rap ernennen. Der Titel steht exakt so in seinem Vertrag. Keine Frage: Omerbegovic hat im Musikgeschäft erreicht, was man erreichen kann. Dass sein Label Selfmade heißt, ist keine Koketterie. Sondern Fakt. Geboren und aufgewachsen ist Omerbegovic in Mettmann, in einem Viertel, in dem Messerstechereien und Drogendelikte zum Alltag gehörten. Aber der groß gewachsene Omerbegovic sieht eine Möglichkeit, da rauszukommen: Basketball. Er spielte sich bis in die zweite Bundesliga hoch, erst für Essen, dann für Köln. Mit 20 entscheidet er sich gegen den Sport und für die Universität. „Ich hatte zehnmal die Woche Training und habe viel zu wenig verdient“ sagt er.

Auch sein Studium – Soziologie, Politik und Medien – befriedigt seinen Ehrgeiz nur mäßig. Während eines Praktikums bei RTL in Köln beschließt Omerbegovic, sich nicht länger durch Büroflure hochzuarbeiten: „Ich habe gemerkt, dass ich kein kleines Rad in einer großen Maschine sein will.“ Dann doch lieber ein großes Rad in einer bis dato kleinen Maschine: Omerbegovic liebt Hip-Hop. Hängt mit befreundeten Rappern ab, und der erklärte Abstinenzler erkennt in der, wie er sagt, verkifften, unprofessionellen Branche eine Chance: „Ich habe mir gedacht: Das kann ich besser!“ Mit großem Ego, dem Drang, sich zu beweisen, und 20 000 Euro aus der Sportlerkarriere gründet er Selfmade Records. Einziges Problem: Er hat keine Ahnung vom Musikgeschäft. Entsprechend holprig gestalten sich die Anfänge des Labels.

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