Leadership & Karriere Wer nur bloggt, um Geld zu verdienen, hat keines verdient

Wer nur bloggt, um Geld zu verdienen, hat keines verdient

Blogger Maik Zehrfeld schreibt in seiner Kolumne “Blogger’s Delight” darüber, was es braucht, um einen Blog erfolgreich aufzuziehen. Er muss es wissen: Als Vollzeit-Blogger lebt er von seiner Leidenschaft.

Als „private Internet-Tagebücher mit Katzen-Inhalten“ begonnen, haben sich Blogs mittlerweile zu einer ernstzunehmenden Content-Alternative für Internetnutzer entwickelt. Und für Werber. Steigende Leserzahlen führen zu steigendem Interesse der Werbewirtschaft, was zu steigender Professionalisierung führt, damit die ersten beiden Steigungen möglichst in ihrem Grad zunehmen. Soweit die Situation und soweit auch die diesem Beitrag zugrunde liegenden Möglichkeiten für Blogger: Ein bisschen was nebenbei verdienen, sich (aus guten und ethischen und verständlichen Gründen) der Option verschließen und weiter privaten Kram ohne Kommerzialisierung schreiben oder eben versuchen, die Möglichkeiten auszuschöpfen. Ich gebe zu, der dritten Gruppe anzugehören, auch wenn ich niemals monetäre Boni dem Inhaltlichen vorneweg stellen werde. Und ich will mich auch gar nicht mal über die beschweren, die diese plötzlichen Möglichkeiten ausnutzen und eben nur noch das veröffentlichen, was Profit bringt und ihr Seite mit Werbebannern zukleistern. Zumindest nicht an dieser Stelle. Wenn das noch immer Leute lesen wollen und ihr selbst damit glücklich sein könnt – alles super.

Wenn ich dann aber Beispiele sehe, die komplett neu aufgezogen werden, NUR um damit Geld zu verdienen, kommt es mir hoch. Da werden mehr als offensichtlich die am besten funktionierenden Mechaniken ausgenutzt, um mit möglichst wenig Aufwand und eigenen Ideen auf möglichst viel Reichweite zu kommen – damit diese monetarisiert werden kann. Und selbst das wäre mir egal, wenn diese Seiten sich „News-Portal“, „heftiger“ oder „Geldschleuder“ nennen – aber bitte nennt euch nicht Blogger!

Ja, es gibt diese und jene Blogger (ich werde dazu mal eine Typologie hier bringen) und sicherlich ist auch bei meinen Blogs ein Großteil so genanntes „Re-Blogging“. Aber eben ausgewählte Inhalte, selbst kommentiert und aufbereitet, nach meinem Geschmack und nicht dem, was funktioniert. Und wenn Leute Sachen erstellen, aufziehen und veröffentlichen wollen, nur weil „sie funktionieren“, macht doch. Mir geht es hier eher darum, dass Leute nicht nur mit dem Bloggen beginnen, DAMIT sie Geld machen.

„Da gibt es diesen Typen bei Business Punk, der hat gesagt, er könne vom Bloggen leben – das mache ich auch!“ – ganz ehrlich: prima! Willkommen in der Blogosphäre, bei Fragen zu WordPress und Co. stehe ich gerne zur Verfügung. WENN du wirklich bloggen willst. Des Bloggen willens. Und ja, da darf die Hoffnung und der Traum und auch das Streben nach Geld vorhanden sein, aber wenn du es nur deswegen anfängst, hast du keines verdient. Im wörtlichen wie übertragenen Sinne.

Blogs benötigen Zeit

Wenn du meinst, nach drei Monaten deinen eigentlichen Job kündigen zu können – vergiss es. Das dauert alles seine Zeit und man muss durchhalten. Viele haben ambitioniert und sogar inhaltlich toll und mit viel Herz begonnen, nach einigen Monaten kam ein Loch und dann der typische „ihr merkt, hier ist grad wenig los, wird bald wieder mehr, versprochen!“-Post. Veröffentlicht vor vier Wochen. Seitdem mehr Stille als in der Bibliothek um 3 Uhr nachts. Bei mir hat es mehrere Jahre gedauert, bis überhaupt etwas Zählbares dabei herum gekommen ist, satte sieben Jahre mit meinem ersten Blog, bis ich vollends auf das Bloggen umsteigen konnte. Und heute ist das Netz noch voller! Mehr Blogs, mehr gleiche Themenwelten, ähnliche Designs, vollere Feeds. Das Buhlen um Aufmerksamkeit wird immer härter, zeitintensiver oder gar teurer, wenn wir an Unternehmen mit ordentlich Marketing-Budget denken, die genau so um Plätze in den Streams eurer Freunde und Fans buhlen. Mit meinem zweiten Blog sind wir nach gut zweieinhalb Jahren etwa an dem Punkt, den ich mir nach einem Jahr erhofft hatte. Man ist schon vernetzt, weiß, wie der Hase läuft – wird schon. Ja, aber eben langsam, mit Durchhaltevermögen und diesem „Herz“.

Das soll jetzt keine Hoffnungen zerstören, es gibt natürlich noch immer die Projekte, die durch außergewöhnliche Persönlichkeiten oder Ideen oder einfach nur Glück direkt durch die Decke gehen. Aber das sind eben Ausnahmen und die Wahrscheinlichkeit wird nicht gerade größer. Es gibt die Chance, aber es gibt eben auch die Chance, den Lotto-Jackpott zu knacken oder Popstar zu werden.

Bloggen ist Leidenschaft, nicht Geldschaffen

Der zweite Blog, „seriesly AWESOME“, macht uns Spaß und bringt bisher ungefähr nichts ein (verglichen mit den Ausgaben). Aber darum geht es uns eben nicht. Es geht darum, der eignen Leidenschaft nachzugehen, seine Interessen zu teilen und sich im Schreiben zu üben. Gerne auch mit Kontakten zu Firmen, dem einen oder anderen Event oder gar Einnahmen durch Werbung. Aber das sind Extras. Vorrangig steht die Diskussion mit Gleichgesinnten, dem „In-Worte-Fassen“ eigener Gedanken, dem Ordnen von Fan-Theorien und seinen eigenen kleinen Beitrag zum Serien-Kosmos beizutragen.

Wer anfängt mit dem Bloggen, nur um die Extras abzugreifen, ist fehl am Platz. Das kommt schon irgendwie von alleine, ganz nebenbei. Macht einfach das, was ihr wirklich wollt: publizieren. Eure Gedanken, Meinungen oder einfach nur das lustige Video von letztens. Wie und wo und wann ist wurscht. Da gibt es keine Regeln und kein Richtung und Falsch. Aber wenn ihr nur auf die Kohle aus seid und anfangt, virale Beiträge aus den USA schlecht zu übersetzen, nennt euch wenigstens nicht Blogger. Danke.

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