Leadership & Karriere Blogger’s Delight: Wie verdient man als Blogger eigentlich Geld?

Blogger’s Delight: Wie verdient man als Blogger eigentlich Geld?

Blogger Maik Zehrfeld schreibt in seiner Kolumne "Blogger's Delight" darüber, was es braucht, um einen Blog erfolgreich aufzuziehen. Er muss es wissen: Als Vollzeit-Blogger lebt er von seiner Leidenschaft.

Oder auch: Und davon kann man leben?

Seit nunmehr rund achteinhalb Jahren blogge ich. Seit vielleicht fünf Jahren verdiene ich damit den einen oder anderen Taler, seit etwa dreien auch ein zählbares Zubrot. Ein Zubrot, das hefegleich aufgegangen ist, so dass ich seit etwas über einem Jahr hauptberuflich Blogger bin. Diese Aufgliederung habe ich erst neulich in gebetsmühlenartiger Frequenz vortragen dürfen. Bei einem „Running Dinner“ (wechselnde Leute essen in wechselnden Locations wechselnde Speisen um neue Kontakte zu knüpfen) in Augsburg kam natürlich immer irgendwann die Frage, was man denn eigentlich beruflich macht. Dicht gefolgt von: „Entschuldige die Frage, aber – davon kann man leben?

Ja.

Versteht mich nicht falsch – die Frage ist vollkommen berechtigt. Ich selbst hätte 2006 nie davon geträumt und bis vor Kurzem auch nie daran gedacht, dass man genug zum Überleben verdienen kann. Aber eben nicht automatisch, nicht binnen weniger Wochen und nicht jeder. Das Herauspicken von einzelnen Studien erspare ich mir und euch mal aus Gründen von Validität und Übertragbarkeit. Eines eint sie alle: der Großteil befragter Blogger gibt an, wenig bis nichts mit dem Blog zu verdienen. Die erwähnten ein, zwei Taler eben. Dann gibt es einige mit dem netten Zubrot und eben die wenigen, die damit tatsächlich relevante Einkünfte im Bereich ab 2.000€ pro Monat netto machen. Oftmals 1-3 Prozent, je nach Studie, Blog-Sparte und Differenzierung der Einnahmen. Die Frage danach, wie die paar das dann denn bitte machen, liegt also auf der Hand.

Dieser Beitrag soll kein 1×1 der Bloggerlehre sein, keine Anleitung zum Reichwerden. Diese Listen und vermeintlichen Schnellkarriere-Bibeln halte ich für lauwarme Luft. Vielmehr möchte ich einfach nur Transparenz hegen, so dass vielleicht der ein oder andere Kollege (und auch ich beim nächsten Running Dinner) die Frage vielleicht ein Mal weniger gestellt bekommen. Oder zumindest mit etwas mehr Glauben in der Stimme.

Meine persönlichen Einnahmequellen sind sicherlich keine neuen und dürften auf viele andere Blogger auch in etwa passen. Nur ist eben die Gewichtung extrem variabel, so dass ich hier auch nur für mich sprechen kann. Grob kann man die Hauptelemente eines Blog-Unternehmens (und ja, das ist es dann irgendwann tatsächlich) in drei Sparten unterteilen: Affiliate, Banner und Kooperationen. Lang lebe das Alphabet – beginnen wir mit Affiliate.

Mitverdienen mit Affiliate

Erklären muss ich Affiliate wohl kaum. User klickt auf „Empfehlungslink“, kauft etwas, Empfehler erhält Provision. Gerade Bloggerinnen im Fashion-Bereich geben häufig an, dass Affiliate die Hauptsäule ihrer Einnahmen darstellt. Produkte sind quasi der Inhalt, sehen schön aus, werden empfohlen und die kaufwillige Damenwelt am anderen Ende des Blogs ist erfreut über einen Direktlink zu einem Online-Shop, so spart man sich die „Ach, das schaut aber sooo toll aus – wo gibt’s das denn?!“-Frage.

Ich persönlich mache per Affiliate kaum spürbare Einnahmen. Meine Blogs spielen sich in den Bereichen Lifestyle und Kultur ab, da verlinke ich mal ein Musikalbum oder ein technisches Gadget auf Amazon, die Einnahmen sind aber überschaubar und fallen in die Kategorie Kleingeld. ABER: sie sind da und für einige sicher skalierbar. Es gibt eben nicht nur eine Einnahmequelle, sondern viele, da macht auch Kleinvieh Mist.

Banner, das alte Zirkuspferd

Manchmal meint man heutzutage, mehr Banner als Inhalte auf Websites zu sehen. Immer größer (Fläche wie Dateigewicht) und aufdringlicher kommen sie daher. Kein Wunder, sinken die durchschnitten Werbepreise (TKP) zunehmend, wohingegen die Qualitätsansprüche und technischen Finessen der Werbetreibenden steigen. Dennoch hat das alte Zirkuspferd natürlich noch lange nicht seine letzte Show geschmissen.

Display-Werbung ist ein recht solider Posten. Bei stabiler Website-Performance kann man mit grob stabilen Werbeeinnahmen rechnen. Bei Blogs ist selten die Reichweite gegeben, dass der Hauptverdienst über Bannerschaltungen gelingt, dazu kommt, dass die Vermarkterlandschaft Blogs zumeist sehr stiefmütterlich behandelt. Positiv ist meiner Meinung nach die Haltung vieler Blogger, ihre Seite nicht mit Bannern voll zu kleistern, sondern dezent mit vereinzelten Spots vorzugehen, auch wenn es wirtschaftlich natürlich nicht die klügste Entscheidung ist. Aber Blogger sind ihre Leser meines Erachtens nach mehr wert, als manch klassischem Portal.

Bei mir spielen Banner in guten Monaten durchaus eine gewichtige Rolle, zumindest auf meinem „großen“ Blog. Beim „kleinen“ merkt man schnell, dass es ohne professionelle Vermarktung und entsprechende Seitenaufrufe einfach schwer ist, eine gewisse Schwelle zu überschreiten, die signifikante und dauerhafte Einnahmen ermöglicht.

König Kooperation

Der Großteil meiner Einnahmen – und vermutlich auch vieler Kollegen aus der Blogosphäre – erfolgt aus dem Bereich Markenkooperationen. Es fängt an mit einer Agentur oder einer Marke, die einen bezüglich einer kleinen Kampagne anfragt, ob man nicht ein Video teilen möchte oder über die Kampagne schreiben oder etwas testen oder an irgendwas teilnehmen oder, oder, oder… Im besten Fall entwickeln sich diese neumodischen „Blogger Relations“, die für Marken wie Blogs gleich wichtig sind. Schafft man es, als Blog-Marke im relevant set eines Kampagnen-Befugten (Agentur/Marke) zu sitzen, wird man auch regelmäßig angefragt und kann letztlich auch effektiver zusammen arbeiten. Das möglichst auch über plumpe 08/15-Berichterstattung in Form von Advertorials hinaus.

Wird gemeinsam an der Generierung von Inhalten und der Evolution von Kampagnengedanken gefeilt, kann man als Blogger seine Stärken mit einspielen lassen, hat als Werbetreibender enorme Vorteile puncto Authentizität, Content und Kontaktqualität und der Blogger letztlich auch deutlich mehr Geld in der Tasche. Win-Win-Situation, quasi.

Den Großteil meiner Einnahmen mache ich tatsächlich mit solchen Marken-Kooperationen. Von kleinen „kannst du mal darüber schreiben?“-Fällen über ausführliche Produkttests bis hin zu mehrteiligen Langzeit-Kooperationen unter Einbindung der Leser. Dabei ist wichtig, dass die Marke für die anfallende Zeit der Bearbeitung und den eigentlichen Platz auf dem Blog zahlt, nicht die Meinung. Aber das ist ein anderes Thema…

Viele Wege finanzieren Rom

Das als kurzer Anriss eines Themas, das mittlerweile ja ganze eigene Blogs füllt (ob das nun Sinn macht, sei dahin gestellt). Wichtig ist mir einfach nur zu sagen, dass es möglich ist, mit einem Blog Geld zu verdienen und welche Wege das in der Regel betrifft. Man muss einfach sehen, dass Blogs sich schneller professionalisieren als der Fußball in Indien und einzelne Vertreter eben in Fahrwässer klassischer Medien geraten. Letztlich sind es eben redaktionelle Angebote, die von Lesern und Werbetreibern profitieren.

Ich hoffe, etwas Licht ins Dunkel derer gebracht zu haben, die bisher ohne Taschenlampe in der Blogosphäre unterwegs waren.
Anmerkung: Nein, das bin ich nicht auf dem Bild. Ich bin mir bewusst, dass man zum Arbeiten an einem Laptop diesen idealer Weise zuvor anstellt. Ebenso besitze ich gar kein MacBook und Kaffee mag ich überhaupt nicht. Ihr wisst schon – sinnbildliche Atmosphäre und so.

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